In den letzten Tagen wurde Seitens der Polizei erneut beklagt, dass die Aggressivität von Fußballfans ihnen gegenüber erneut angestiegen ist. Insbesondere an Bahnhöfen und in Zügen würde die Situation vermehrt eskalieren. Wie einseitig diese mediale Berichterstattung und Betrachtung offenbar ist, zeigt dieser offene Brief von Heino Hassler (Fußball-Fanprojekt 1. FC Nürnberg) an den sächsischen Innenminister Ulbrig bezüglich der Vorfälle von Auswärtsspiel des Clubs in Leipzig.
Es wäre wünschenswert, wenn hier endlich mal aus dem Fehlverhalten der Polizei Konsequenzen gezogen werden würden. Leider ist diese Hoffnung nach den Erfahrungen bei ähnlichen Ereignissen nicht gerade groß und es bleibt die Befürchtung, dass die Folgen dieser Ereignissen auch nur auf den Rücken der Fans ausgetragen werden.
Den offenen Brief mit der Schilderung der Ereignisse findet ihr hier: Fanprojekt Nürnberg
Während der Vorbereitung auf die neue Saison fand die Verhandlung gegen Sobieray, Pohlschmidt, Galbierz und Pirkner (er hatte als einziger der Beschuldigten keinen Eid geleistet) statt. Als Hans Kindermann zu seinem Plädoyer ansetzte, rutschte Co-Trainer Friedel Rausch immer tiefer in seinen Sessel. Gleichmäßige Atemzüge bekundeten kurz darauf, dass er eingenickt war. Sein Gähnen sprach auch für die Skandal-Müdigkeit, die noch nie so bewusst spürbar in den Räumen des DFB-Hauses hing.
„Unter Fußballspielern ist es üblich, dass sie mehr Geld haben als Normalbürger. So kam es mir nicht komisch vor, als ich nach dem Spiel gegen Bielefeld in der Kabine Spieler mit zwei Tausendmarkscheinen sah.“ Dieter Burdenskis Aussage als Hauptbelastungszeuge im Prozess gegen die vier Spieler musste dem unbedarften Beobachter zu denken geben. Burdenski hatte Geld in der Kabine gesehen und auch selbst erhalten – unter mysteriösen Umständen, wie er zu erklären wusste. Denn noch in der Kabine sei Manfred Pohlschmidt zu ihm gekommen und habe ihm den Treffpunkt des Parkplatzes vor dem Löwenpark Westerholt genannt. Um 21 Uhr des 17. April sei er dort eingetroffen, und habe, ohne aus seinem Wagen auszusteigen, von Pohlschmidt 2.000 Mark erhalten. Dabei habe er die anderen drei angeklagten Spieler in der Nähe des anderen Wagens erkannt.
In diesen turbulenten Zeiten machten sich auch die Spieler so ihre Gedanken. So zog es Stan Libuda und Heinz van Haaren ins Ausland, wo Racing Straßburg mit den Geldscheinen wedelte. Für 500.000 Mark – die höchste Ablösesumme, die bis dato in der Bundesliga gezahlt wurde – sollte Libuda zur nächsten Saison in den Elsass wechseln. Die Frage war, wie sich der überaus sensible Rechtsaußen dort wohl fühlen sollte. Denn der „Stan“ brauchte nur die Zechentürme von Gelsenkirchen-Bismarck nicht mehr im Blick zu haben, dann überkam ihn bereits Heimweh. Hinzu kam ein weiteres Problem: Libuda und van Haaren hatten nur einen Vertrag bis zum 30. Juni beim FC Schalke 04, das Pokalfinale sollte allerdings erst einen Tag später stattfinden. Der DFB stellte sich natürlich sofort quer und erteilte den beiden keine Spielberechtigung.
Bei Trainer Horvat herrschte begreiflicherweise helle Empörung über diesen lächerlichen Bescheid des DFB: „Es ist unverständlich, dass der DFB unsere eingespielte Mannschaft wegen einer Frist von 24 Stunden auseinander reißen will.“ Präsident Siebert fuhr schärfere Geschütze auf: „Wir haben die Termine doch nicht gemacht, sondern einzig und allein der DFB. Er hat sie mehrmals in seinem eigenen Interesse wegen der Länderspiele und der Europameisterschaft umgeworfen. Racing Straßburg hat uns vertraglich zugesichert, dass Libuda und van Haaren bis zum Abschluss der Saison für uns spielen. Der DFB soll in diesem Fall nicht päpstlicher sein als der Papst.“
Hier findet ihr ein paar Bilder von unserem Heimspiel gegen Bayer Leverkusen. Das Spiel ging durch ein Tor von Karim Bellarabi in der 35. Minute mit 0:1 verloren.
Der DFB reagierte so, wie man es kennt: konfus. Ohne stichhaltige Beweise fiel ihm nichts anderes ein, als die Schalker Spieler Rüssmann, Libuda, Fichtel, Lütkebohmert und Nigbur aus der Nationalmannschaft auszuschließen. Dieter Burdenski, der beim besagten Spiel gegen Bielefeld den Schalker Kasten hütete, durfte aber immer noch in der DFB-Junioren-Auswahl mitspielen. Rolf Rüssmann entrüstet: „Ich bin erschüttert. Ich bin bereit zu schwören, dass ich kein Geld kassiert habe. Es ist mein ehrgeiziges Ziel, in die Nationalmannschaft zu kommen. Das wirft mich mindestens um ein Jahr zurück. Die beste Antwort an den DFB ist wohl, dass wir trotz aller Querschläger Deutscher Meister werden.“ Die Fronten zwischen DFB und Schalke 04 schienen verhärtet. Auch Schalkes Kremers-Zwillinge erteilten Bundestrainer Helmut Schön eine Absage für das Länderspiel in Budapest gegen Ungarn. Nicht nur der Bundestrainer fühlte sich auf den Schlips getreten, der gesamte DFB zeigte sich brüskiert.
Wegen der permanenten Nervenbelastung war es nur eine Frage der Zeit, wann Schalke schwächeln würde. Gegen Hertha BSC Berlin (0:3) verlor man dann auch die Tabellenführung an Bayern München. Doch Schalke gab das Titelrennen nicht auf und hielt mit einem 5:1-Heimsieg gegen Braunschweig und einem 3:2 gegen Oberhausen Anschluss.
Hier findet ihr ein paar Bilder von unserem Spiel in Berlin. Das Spiel endete nach einem späten Ausgleich von Joel Matip 2:2.