Essen – Dass die Randbedingungen für die Abreise der Gästefans nach dem Niederrhein-Pokalspiel zwischen RW Essen und dem MSV Duisburg denkbar schlecht waren, steht außer Frage. Die MSV-Fans präsentierten eine, wohl während des Spiels entwendete, Zaunfahne der Essener und entzündeten Unmengen an Pyrotechnik. Die Essener, keine Unschuldslämmer, versuchten auf ihrer Seite einen Platzsturm, man munkelt, dass es keine Essener waren, sondern Fans aus Chemnitz. Weiter provozierten die Heimfans auf der Westtribüne die Gäste mit folgendem Spruchband: „Damit die Kohorte sich wie zu Hause fühlt, gibt es nach dem Spiel aufs Maul!“ Dennoch war die Durchführung der Abreise der Gruppe und knapp 100 anderer MSV-Fans keineswegs gerechtfertigt und in irgendeiner Form menschenwürdig.

Nach dem Spiel standen vor dem Stadion Busse bereit, die die MSV-Fans zum Hauptbahnhof bringen sollten, allerdings hoffnungslos zu wenige, sodass eine große Menge an Fans vor dem Georg-Melches-Stadion verharren musste. Weitere Busse wurden für in fünf Minuten angekündigt, allerdings dauerte es viermal diese Zeit, bis die Busse endlich ankamen. „Da wird sich hier und da abgesprochen, Stadt Essen, Stadtwerke und Polizei und dann wird sich noch einmal rückversichert“, beschrieb ein Mitarbeit der 2. Bereitschaftshundertschaft Bochum. Allerdings wollte er auf Nachfrage aufgrund von „Angst vor Repressalien von oben“ seinen Namen nicht nennen.

Den Fans des MSV, sowie neutralen Zuschauern, die mit dem Shuttle-Transfer zum Hauptbahnhof wollten, wurden nach längerer Wartezeit doch noch Busse zur Verfügung gestellt, die laut Angaben sowohl der zuständigen Polizeibeamten als auch der Busaufschriften zum Essener Hauptbahnhof führen. Stattdessen ging es, wie üblich durch das Hafenviertel und über Umwege, zum durch die Anreise der Dortmund-Fans im vergangenen Jahr zum „großen“ Revierderby bekannt gewordenen Bahnhof Essen-West. Dort waren bereits einige MSV-Fans, als die letzten drei Busse mit den Gästeanhängern dort eintrafen. Da allerdings, laut Auskunft der Polizei kein Zug mehr ab dort führe, wurden die Türen nicht geöffnet und nach 15-minütiger Verweilzeit fuhren die randvollen Busse weiter – über die A40 zum Duisburger Hauptbahnhof, ohne Möglichkeit des Ausstiegs für Ortsansässige. Ebenso wurde Personen, die dringend eine Notdurft zu verrichten hatten, ein Ausstieg verwehrt. Dass es für die Insassen der drei Linienbusse, begleitet von ungefähr 15 Polizeifahrzeugen, auf der Autobahn schnell zu Gefährdungen durch Bremsungen hätte kommen können, ist offensichtlich. Dass der Weg von der Hafenstraße über einige Umwege zum Duisburger Hauptbahnhof knapp 75 Minuten dauerte, ist bei all den Umständen kein Wunder mehr.

Die Gründe für die mangelhafte Abreise der Gästefans sind wahrscheinlich vielschichtig. Zum Einen war der Neubau an der Hafenstraße zum ersten Mal ausverkauft und bei den Planern herrschte Ratlosigkeit, wie mit so vielen Gästen umzugehen ist. Zum Anderen herrschte bei den Organisatoren, verständlicherweise, nach den Vorfällen auf den Rängen, erhöhte Alarmbereitschaft im Hinblick auf Schlägereien, die sich auch mit der Busabreise nicht vollkommen vermeiden ließen.

Natürlich betrifft dieser Abriss aus dem Geschehen nur einen kleinen Teil der Anhänger, doch zeigt er, wie sehr sowohl die Einsatzleitung der Polizei, die EVAG, die Deutsche Bahn und auch die Veranstalter des Fußballspiels mit der Situation überfordert werden. Um noch einmal auf den namenlosen Polizeibeamten zurückzukommen: „Das, was hier läuft, ist, wie ich finde, eine Frechheit. Die meisten haben seit Stunden nicht mehr richtig getrunken, viele müssen auf Toilette. Wir sind hier alle auf kleinstem Raum eingepfercht und der Weg über die Autobahn ist gefährlich. Ich würde überlegen, ob ich nicht eine Klage gegen die Stadt Essen einreiche, denn die sind ja dafür verantwortlich.“

Hinweis
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