Schalke ist ein Traditionsverein in vielen Belangen. Dies ist ja erstmal ein positiv belegter Begriff. Doch es gibt eine Tradition bei unserem Verein, die alles andere als positiv zu sehen ist: das Herauspicken einzelner Spieler als scheinbar Zielscheibe für Frust und Sündenbock für alle Fehler, die auf dem Platz gemacht werden. Durch diesen „Shitstorm“ mussten schon Spieler wie Christian Poulsen, Nico van Kerckhoven, Martin Max, Victor Agali und Kevin Kuranyi.

Im aktuellen Kader macht es mich aber besonders fassungslos, wen man sich von Seiten der „Fans“ als Sündenbock ausgeguckt hat: Joel Matip. Ein Spieler, der seit 2000 für unsere Farben spielt, dessen Traum sich damit erfüllt hat wie er immer wieder betont, der einfach Schalker durch und durch ist. Bei diesem überaus sympathischen und vor allem auch fußballerisch hochtalentierten Spieler baut sich jedoch bei einigen eine Abneigung bis zum Hass auf, die nicht mehr schön ist.

Ja, Joel hat teilweise eine Mimik, die nicht in den ach so harten Männersport passt und ja, Joel mag aufgrund seines Körpers nicht immer ganz elegant, sondern bisweilen „schlacksig“ auf den Beinen wirken. Doch sind das alles Gründe, hier einen Vollblutsschalker auszupfeifen, zu beleidigen oder gar eine Hetzjagd zu starten? Da hört man nach dem Spiel auf dem Weg zu den Bahnen Sprüche wie „der soll in Kamerun Kokosnüsse pflücken gehen, aber selbst dazu wäre er zu doof“ und wird dann noch blöde angeguckt, wenn man sich gegen diesen unterschwelligen Rassismus wehrt.

Ist das wirklich unser Schalke? Geht man so mit Spielern um? Man muss doch nur mal bei Plattformen wie Facebook nach dem Spiel lesen. Matip wird dort mit Ausdrücken beleidigt, die können an keinem Menschen, so gut er das zu ignorieren versucht, vorbeigehen. Es muss vom Verein hier mal ein Zeichen gesetzt werden, dass man das nicht duldet. Man baut Spieler wie Draxler zum Schalker Gesicht auf, wieso gibt es nicht auch mal Aktionen pro Joel Matip.

Ganz ehrlich: Ich wünsche mir fast jede Transferphase, dass ein gutes Angebot kommt und Matip zu einem Verein wechselt, wo die Fans ihn wertschätzen. Es ist traurig mit anzusehen und anzuhören, wie er im und außerhalb des Stadions zum größten Buhmann gemacht wird.

Anm. d. Red.:
Einen weiteren lesenswerten Artikel zu dem Thema, von der Bloggerin Susanne Blondundblau geschrieben, findet ihr hier: http://www.fankultur.com/blog/kurvenstar…fuer-joel-matip

Hinweis
Aufgrund der positiven Resonanz noch einmal der Hinweis, dass jeder Schalker die Möglichkeit hat Texte an folgende E-Mail Adresse zu senden: info@schalkermarkt.de