„Ein Österreicher ruft und ihr folgt blind, wo das endet weiß jedes Kind. Ihr wärt gute Nazis gewesen!“
So zu lesen auf einem Spruchband in Aue. Darf man das? Zu hart? Hat ein solches Spruchband etwas im Fußball verloren?
Die Antwort ist einfach und lautet: Nein. Das darf man nicht. Nichts, aber auch gar nichts erlaubt einen solchen Vergleich mit einem faschistischem System, das 6 Mio. Menschen kaltblütig ermordet hat und verantwortlich für den Tod von weiteren zig Millionen im Krieg war.

Dennoch ist es interessant, wie einfach man auf Parallelen stößt, wenn man sich mal die Mechanismen anschaut, auf denen das Konzept RB Leipzig nebst seinen Folgen basiert. Da kann man leicht auf solch abstoßende Gedanken kommen wie den Nazi-Vergleich. Damit meine ich nicht die dumpfe Attitüde mit dem Österreicher, das ist selbst mir zu platt (und das will etwas heißen, ja).

Nein, man könnte das Konstrukt RB Leipzig durchaus als Marketingfaschismus bezeichnen. Dort gibt es einige Mechanismen, die erschreckend vergleichbar erscheinen. Hier das vordergründig gute Produkt, nämlich der familienfreundliche gute Fußball im diesbezüglich brachliegenden Osten der Republik, dort das, was diesen Fußball eigentlich erst ermöglicht. Also das Hervorheben der guten Sache, um das eigentliche Übel zu verdecken. Und Zehntausende taumeln kritiklos hinterher, ohne nachzudenken. Oder schlimmer noch, ihnen ist es egal.

Schuld daran ist nicht der Österreicher, er nutzt nur das aus, was die Statuten der DFL/ des DFB hergeben. Hier liegt die wahre Schuld. Hier ist man so blind, so geldgeil und ermöglicht das Konstrukt RB, wahrscheinlich auch aus Angst vor entsprechenden juristischen Folgen, wenn man dem Druck nicht nachgibt.

Was in der Journaille, in der breiten Masse der Fernsehfussballfans oder in der Politik nicht verstanden wird, ist die Ungeheuerlichkeit, die der Golem RB darstellt. Ein Fußballverein, der nur einem Zweck dient, ja gar nur zu diesem einen Zweck erschaffen wurde: Marketing. Eine nie dagewesene Dimension, eine Instrumentalisierung und Vergewaltigung des Sports. Das Produkt RB ist also nicht einmal ansatzweise vergleichbar mit Leverkusen, Hoffenheim, auch nicht mit Wolfsburg, obwohl es letzterem Verein wohl am Nähesten kommt. Bei Vorgenannten waren zumindest die Vereine, der Sport, zuerst da, nicht das Produkt.

Ich bin nicht so naiv zu glauben, wir Schalker dagegen wären so etwas wie eine gute Oase. Ganz im Gegenteil, ich bin überzeugt davon, dass über kurz oder lang der e. V. fallen wird, fallen muss. Und ich bin weiterhin überzeugt davon, dass die Mehrheit der Schalker dazu auch noch Hurra schreien wird, solange man dadurch das ganz große Rad weiterdrehen kann, sprich vorne mitspielen. Manchmal ertappe ich mich sogar bei dem Gedanken, das ganze Thema e. V. mit dem Abreißen eines Pflasters zu vergleichen. Macht es kurz und schnell, dann tut es nicht so weh.

Was ich mit dem Ganzen sagen will? Ganz einfach. Seid kreativ im Kampf gegen RB, aber lasst euch nicht auf ein solch abstoßendes Niveau herab, auch wenn es schwerfällt. Und denkt mal ganz kurz nach, BEVOR ihr euch auf der nächsten Fete oder beim nächsten Kneipenbesuch einen RedBull-Wodka reinpfeift. Da liegt eure wahre Macht.

Hinweis
Aufgrund der positiven Resonanz noch einmal der Hinweis, dass jeder Schalker die Möglichkeit hat Texte an folgende E-Mail Adresse zu senden: info@schalkermarkt.de