Ist eine Denkpause eigentlich eine Pause zum Denken oder vom Denken? Wie auch immer, Jermaine Jones’ Denkpause ist ungewöhnlich. Normalerweise kehrt man die auf Schalke nämlich unter den Teppich.

Der Verein betont doch immer so schön fein: “Das klären wir intern.” Wenn disziplinarische Maßnahmen anstehen und wirklich mal ein Spieler aus pädagogischen Gründen sich die Spiele von der Tribüne aus anguckt, dann hören wir in der Öffentlichkeit nur: “Der hat ‘ne Erkältung.” Was auch gut so ist. Und auf einmal erklärt Hotte Heldt streng öffentlich, dass Jermaine Jones diszipliniert wird.

Das ist kein Zufall. Jermaine Jones läuft unter “Bauernopfer”. Natürlich hat er nicht gerade gut gespielt. Natürlich ist sein Verhalten, auf und neben dem Platz, eher von Verve als von diplomatischem Geschick geprägt. Aber das wusste man doch schon, als man ihn eingekauft hat.

Und selbst wenn ist das eigentlich kein Grund für einen Sportmanager, ihn öffentlich zu demontieren. Es sei denn – es sei denn, man könnte so ganz fix von einer Trainerdiskussion ablenken. Scheiße gespielt hat nämlich nicht nur Jermaine, das haben in den letzten Wochen relativ viele. Und das muss Gründe haben. Die sicher nicht in Jermaine liegen, sondern in dem Hotte seinen Trainer.

Ja, der Trainer, von dem Hotte Heldt immer behauptet, “das ist nicht meiner”. Mutige Aussage von einem Sportvorstand. Noch mutiger, wenn man in die Historie blickt: Jens Keller kam im Juli 2012, angeblich, um die B-Jugend zu trainieren. Die einen Trainerwechsel nicht wirklich nötig hatte, denn der bisherige Trainer Tomasz Waldoch führte sie “nur” zum Titel als Westdeutscher Vizemeister und Westfalenpokalsieger. Doch der Keller, der blieb da nicht lange, ratzfatz, fast ehe er noch die Zeit hatte, die Vornamen seiner B-Jugendspieler auswendig zu lernen, war er schon Trainer der Bundesligamannschaft. Steile Karriere.

Aber Hotte Heldt wusste ja, was er an ihm seinen Trainer hat: Die beiden kennen sich ja schon länger. Und anscheinend gut genug, dass Hotte seinem Trainer bei jeder Niederlage eilfertig in der Öffentlichkeit versichert, dass er Trainer bleiben wird, komme, was da wolle. Jermaine kennt den Hotte wohl nicht so gut. Pech für ihn. Als Sündenbock hat er noch getaugt.

Es geht hier nicht darum, ob Keller gehen soll oder nicht. Die Alternativen mag ich mir auch nicht vorstellen. Aber strategische Bauernopfer sind gelbwürdig.

Hinweis
Aufgrund der positiven Resonanz noch einmal der Hinweis, dass jeder Schalker die Möglichkeit hat Texte an folgende E-Mail Adresse zu senden: info@schalkermarkt.de