Hallo Schalker,

leider mussten wir uns in den letzten Wochen schon öfter negativ über den Umgang des Vereins mit der aktiven Fanszene äußern. Von Woche zu Woche scheinen getroffene Aussagen und Bekenntnisse unserer Vereinsverantwortlichen aus den vielfach geführten Gesprächen zu verpuffen. Egal, ob es die Verteilung der Liederfibeln, die Demonstation gegen Polizeieinsätze in Fankurven oder die schwerwiegenden Vorfälle rund um unser Champions League Heimspiel gegen PAOK Saloniki betrifft: Das plakative Leitbild des Vereins scheint immer mehr zu inhaltsleeren Phrasen zu verkommen. Zu allem Überfluss scheint sich, verstärkt durch den künstlich aufgebauten Druck seitens Polizei und Politik (Abzug der Polizei aus dem Stadion), endgültig eine Marschroute abzuzeichnen, welche keinen Platz mehr für freie Meinungsäußerung oder gar die Grundrechte der eigenen Anhänger lässt.

So erreichte uns kurz vor dem DFB-Pokal Heimspiel gegen die TSG Hoffenheim folgende E-Mail von unseren Vereinsverantwortlichen:

Hallo ,

seit dem Saloniki-Spiel hängt ein Banner in der Nordkurve mit dem Konterfei von Klaus Sitzer und dem Aufdruck “Sitzer absetzen”.
Im Nachgang zu diesem Spiel gab es ein Gespräch, bei dem dieses Banner ein Thema war. Wir hatten damals darum gebeten, das Banner nicht mehr aufzuhängen.
Offensichtlich gab es unterschiedliche Interpretationen hinsichtlich dieser Bitte.
Im Ergebnis wurde das Banner entgegen unserer Erwartungshaltung weiterhin aufgehängt.
Zwischenzeitlich sind wir zu der Ansicht gelangt, dass wir dieses Banner nicht mehr dulden werden, da es sich um die Missachtung einer Intimsphäre handelt und wir eine derartige Meinungsäußerung auf persönlicher Ebene nicht mehr akzeptieren.
Dementsprechend werden wir unser Hausrecht ausüben und darauf bestehen, dass dieses
Banner nicht mehr aufgehängt wird. Das weise ich hiermit in meiner Funktion als Ordnungsdienstleiter an.
Ich weise darauf hin, dass es sich bei Missachtung um einen Verstoß gegen die Stadionordnung handelt und die Person, die das Banner aufhängt mit entsprechenden Sanktionen bis hin zu einem örtlichen Stadionverbot rechnen muss.
Ich bitte Dich, dies an die entsprechende Gruppierung zu kommunizieren und hoffe, dass wir dieses Thema nun unaufgeregt ad acta legen können.

Mit königsblauen Grüßen

In dieser E-Mail spricht unser Verein explizit einen von uns angefertigten Doppelhalter an, welcher seit der Demonstration gegen Polizeieinsätze in Fankurven an dem Podest unserer Vorsänger vor der Nordkurve befestigt ist. Er soll lediglich zum Ausdruck bringen, dass wir auch knapp vier Monate nach dem Polizeieinsatz in der Nordkurve klare Konsequenzen für den mittlerweile auch gerichtlich bestätigten Fehleinsatz in Person von Einsatzleiter Klaus Sitzer fordern. Das ist nur das Mindeste an Gerechtigkeit, was den Opfern von Pfefferspray und Polizeiknüppeln an diesem Tag widerfahren ist.

Der von uns angefertigte Doppelhalter enthält in keinster Weise einen beleidigenden oder diskriminierenden Inhalt. Als Einsatzleiter der Polizei Gelsenkirchen ist Herr Sitzer eine Person, welche ein öffentliches Amt bekleidet und somit auch durch seine täglichen Entscheidungen im Fokus der Öffentlichkeit steht.
Es ist das Recht eines jeden Bürgers, öffentlich Kritik an der entsprechenden Person zu äußern und diese auch so lange aufrecht zu erhalten, bis der eigenen Meinung nach entsprechende Schritte und Konsequenzen erfolgt sind.

Auch Monate nach den Ereignissen ist keine entsprechende Aufklärung der Sachlage, geschweige denn eine Entschuldigung oder gar ein Eingeständnis von Fehlern seitens der leitenden Personen erfolgt. Viel mehr verdichtet sich in den Tagen und Wochen der Eindruck, dass die Verantwortlichen von Schalke 04 unter dem eingangs bereits beschriebenen Druck durch Polizei und Politik eingeknickt wären und die getroffenen Aussagen, mit welchen man sich nach dem Einsatz anfänglich noch hinter die eigenen Anhänger gestellt hat, mit aller Kraft bei den entsprechenden Behörden und Personen wieder gut machen muss.

Anders ist der aktuell eingeschlagene Weg für uns in keinster Weise nachvollziehbar. Gerade in der aktuellen sportlichen Situation, wo die Mannschaft die bestmögliche Unterstützung durch die Nordkurve und alle Schalkerinnen und Schalker benötigt, versucht die Vereinsführung uns dabei immer neue Steine in den Weg zu legen.
Seit Dienstag müssen wir also nun damit rechnen, dass einzelne Schalker mit einem örtlichen Stadionverbot belegt werden, wenn wir bei den kommenden Heimspielen weiter auf unser Recht zur freien Meinungsäußerung bestehen?

Nach dem Verbot der Demonstrationsschilder und dem Verbot der Liederfibeln, ist dies das nächste dunkle Kapitel im Verhältnis mit Entscheidungsträgern des Vereins.

Wir hoffen an dieser Stelle ausdrücklich, dass die Verantwortlichen des Vereins in den kommenden Tagen zur Vernunft kommen und es uns somit weiterhin möglich ist, unsere Mannschaft lautstark und nach besten Kräften zu unterstützen. Des Weiteren hoffen wir, dass diese Unterstützung in den anstehenden sehr wichtigen Spielen für unseren Verein nicht durch solche sinnlosen und provokanten Maßnahmen gefährdet wird.

Hinweis
Aufgrund der positiven Resonanz noch einmal der Hinweis, dass jeder Schalker die Möglichkeit hat Texte an folgende E-Mail Adresse zu senden: info@schalkermarkt.de