Rapper und Blogger Joel Hong schrieb diesen Text im Februar 2013 – und er ist irgendwie immer noch aktuell:

Er kann einem ja fast leid tun. Aber nur fast. Immerhin hat ihn niemand gezwungen, den Job anzunehmen und wer hätte ihn schon abgelehnt. Auch finanziell ist das sicherlich nicht ganz so unattraktiv. Aber so sehr ich mich auch anstrenge, ich werde einfach nicht warm mit ihm. Kann nicht mal genau sagen, warum überhaupt … Vielleicht, weil er beim VfB Stuttgart schon nicht erfolgreich war, oder weil er “nur” Jugendtrainer war, oder weil ich das Gefühl hatte, dass er den Job bekommen hat, weil er Heldts Kumpel ist, oder weil er den (wenn auch zuletzt schwächelnden) Jahrhundert-Trainer abgelöst hat, oder weil ich ihn wenig charismatisch finde, oder weil ich finde, dass er nicht so recht auf Schalke passt? Ich weiß es nicht. Vielleicht von allem etwas.

Ich kann nicht mal sagen, ob er nicht vielleicht doch ein guter Trainer ist. Vielleicht ist er das ja wirklich. Stand heute hat er mich nicht besonders überzeugt (gemessen an der Stuttgarter und unserer Zeit).

Es passt einfach nicht. Fairerweise muss man sagen, dass er ein verunsichertes und strauchelndes Team übernommen hat und mit dem Pokalspiel einen klassischen Fehlstart gehabt hat. Auch die Zeit im Trainingslager kann sicherlich nicht als alleinige Beurteilung seiner Fähigkeiten herhalten. Aber was mir fehlt, ist die Aufbruchsstimmung …  Nach dem totalen Leistungseinbruch (nach zunächst unglücklichen Spielen, wie in Hoffenheim) war es natürlich erst einmal schwer hier zu arbeiten. Aber ich werde das Gefühl nicht los, dass keine Entwicklung, zumindest keine sehr positive, zu erkennen ist. Vom Spielermaterial und der individuellen Klasse her, müssten wir meines Erachtens nach bessere Spiele abliefern. Und ich meine nicht nur punktetechnisch, sondern vor allem von der Art her. Die Ausgewogenheit, insbesondere auf den Außenverteidigerpositionen, ist zwar nicht zu 100% gegeben, aber das ist nicht die Schuld des Trainers, sondern des Managers. Und genau da sehe ich auch das Problem.

Vielleicht ist Keller nicht gut genug, vielleicht hatte er keine faire Chance, vielleicht wäre seine Art zu arbeiten in einer anderen Mannschaft ertragreicher, vielleicht braucht er mehr Zeit, vielleicht braucht er einen Club, der nicht so “hysterisch” und positiv bekloppt ist wie der FC Schalke, vielleicht gibt es noch mehr Gründe. Ich denke, ohne hier ein Bashing lostreten zu wollen, dass Keller (in dieser Zeit und zu diesen Umständen) nicht der richtige Mann für uns ist. (Ich hoffe, dass er mich eines besseren belehren wird!)

Und da suche ich die Schuld eher bei Heldt. Er kennt Keller schon länger und kennt inzwischen auch Schalke. Er hätte doch eigentlich erkennen können/sollen/müssen, dass diese Zusammenarbeit schwierig werden könnte und dass Keller weder das Standing noch die Lobby hat, hier erfolgreich arbeiten zu können. Problematisch finde ich das immer wiederkehrende: “Keller bleibt auf jeden Fall bis zum Saisonende”. Nibelungentreue? Damit schießt sich Heldt immer wieder Eigentore. Ich verstehe schon, dass er die Spieler in die Pflicht nehmen will, aber er sollte das Geschäft kennen. Er verbindet (einen Teil) seiner Glaubwürdigkeit mit diesen Aussagen bezüglich Kellers.

Kontinuität, gerne. Langfristige Zusammenarbeit mit einem Trainer, auf jeden Fall. Aber wie Heldt hier Stevens und Keller mit zweierlei Maß misst, halte ich für falsch. Sicher, unter Stevens lief es plötzlich nicht mehr. Aber niemand auf Schalke hatte auch ernsthaft geglaubt, dass Stevens nach der Saison weitermachen würde. Es ging also eh nur um die Zeit von der Winterpause bis zum Saisonende. Das hat nichts mit Kontinuität zu tun. Wenn sich im Sommer ein neuer Trainer finden lässt, wovon ich ausgehe, wird Keller (spätestens) den Hut nehmen müssen. Soviel zum Thema “Kontinuität”.

Was passiert aber, wenn Keller weiterhin nicht genug Punkte holt? Was macht Heldt dann? Gilt sein Wort dann noch? Ich denke nicht.

Hinweis
Aufgrund der positiven Resonanz noch einmal der Hinweis, dass jeder Schalker die Möglichkeit hat Texte an folgende E-Mail Adresse zu senden: info@schalkermarkt.de