Das Derby naht. Noch früher als sonst beginnen die ewig gleichen Diskussionen. Diskussionen, die anfangen zu langweilen. Diskussionen, bei denen einem die Nackenhaare zu Berge stehen. Sie mögen selbstverständlich ihre Berechtigung haben, aber keine der gestellten Fragen ist doch wirklich neu, lediglich die Antworten bleiben seit Jahren aus. Oder anders: deren Beantwortung wird standhaft ausgesessen. „Die Fans“ an den Pranger zu stellen, alles auf „die Fans“ abzuwälzen, das mag (speziell den wenig hintergründigen Journalisten) einfach daherkommen, aber was wäre mal mit einigen innovativen und polemischen Fragestellungen andersherum – und zwar unabhängig von irgendeiner Vereinsfarbe?

Nur einige klitzekleine Beispiele: Wer zeichnet sich eigentlich dafür verantwortlich, ein Derby am einzigen „Abendspieltag“ des Jahres anzusetzen? Wo blieb der moralische Aufschrei der Entrüstung von Presse, Politik und Polizei, als dies im letzten Sommer kommuniziert wurde? Werden die Vereine eigentlich ihrer sozialen Verantwortung gerecht? Man hat Zehntausende von Mitgliedern, Millionen von Fans, aber tut man wirklich alles, um seine Anhänger auch in den wichtigen Fragen, den Fragen fernab des Kartenverkaufes und Merchandising, zu erreichen, zu betreuen – auch die „problematischen“ oder „unbequemen“? Sind die Budgets für Sozial- und Fanarbeit, angesichts der Aufgaben die es zu bewältigen gibt, angemessen ausgestattet? Und wenn konkret über das Derby gesprochen wird: Wie, liebe Polizei, wie sah eigentlich euer Sicherheitskonzept beim letzten Aufeinandertreffen aus? Wie sieht eigentlich euer Konzept für das kommende Derby aus? Das Konzept, welches strikte Fantrennung sowie allen die sichere An- und Abreise gewährleistet? Oder muss man feststellen, dass ein „Sicherheitskonzept“ für ein Stadion, welches Anfang der 70er Jahre für knapp 50.000 Besucher erdacht und erbaut wurde, für ein Stadion, welches mittlerweile – auch von der Politik forciert – zigfach umgebaut wurde und nun über 80.000 Zuschauer fasst, gar nicht mehr zeitgemäß ist, nicht sein kann?

Der Fußball ist, war und wird immer auch Spiegelbild der Gesellschaft sein, weil der Fußball auch aus der Mitte der Gesellschaft kommt. Wir alle – also auch die Politik, die Presse, die Polizei, die Vereine, die Fans – wir alle wären daher gut beraten, unsere eigenen Hausaufgaben zu machen, uns selbstkritisch zu hinterfragen, Verantwortung zu übernehmen. Indem man einfach nur versucht charmant den „Schwarzen Peter“ immer wieder weiterzureichen, erreicht man jedenfalls, außer Trotz, gar nichts. Denkt mal darüber nach!

Hinweis
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