Während es sportlich im Jahr 2014 extrem erfolgreich für den S04 verläuft, schwelt rund um die Vereinspolitik ein Brand, der sich in den kommenden Monaten ohne weiteres zu einem Flächenbrand ausweiten könnte. Susanne hat in Ihrem Beitrag schon eine Reihe an akuten und potentiellen Problemen aufgeführt, ich würde gerne eine besondere Konstellation innerhalb der Schalker Vereinspolitik etwas näher betrachten.

Die Fanszene des S04 ist seit jeher alles andere als homogen. Nehmen wir uns die letzten 10 Jahre vor. Es gab viele Strömungen, viele Gruppen. Vieles Alte verschwand oder wurde kleiner, Neues kam hinzu und wuchs. Zu Beginn dieser Zeit war der SFCV in der Lage, die Gruppen zu kanalisieren. Ob bewusst oder unbewusst, ich weiß es nicht.

SC, Ini, UGE, SFCV. Egal was aus der Fanszene kommuniziert wurde, der Dachverband wurde immer mit genannt. Und, man mag es kaum glauben, aber der SFCV war zu dieser Zeit in diesem Konglomerat sogar relevant.

Auf Basis dieser Situation bot sich dem Verein FC Schalke 04 die Gelegenheit, dem SFCV einen Status zu verleihen, dem es dem Dachverband ermöglichte, alle Strömungen an einen Tisch zu bringen. Für den Verein war es eine einfache Entscheidung, den SFCV für diese Rolle auszusuchen. Gab es dort, im Vergleich zu den anderen Organisationen, doch die wenigsten ideellen Widerstände. Hinzu kam, dass der SFCV schon damals Aufgaben für den S04 zu übernahm.

Im Laufe der Zeit wurde das Geflecht S04 und SFCV immer undurchsichtiger und gipfelte in der an den SFCV übertragenen Aufgabe, die Auswärtskarten-Verteilung für den Verein zu übernehmen. Böse gesagt, manifestierte der S04 damit die Rolle des SFCV innerhalb der Fanszene.

Der Dachverband fand sich mehr und mehr in der Rolle der generellen Fanvertretung wieder und wurde vom Verein auch als solche angesehen. Keiner wollte sich mit dem SFCV schlecht stellen, stand doch die Zuteilung der Auswärtskarten auf dem Spiel. Ein System, welches schlichtweg funktionierte.

In der Folge wurde immer mal wieder über finanzielle Zuwendungen von Seiten des Vereins an den SFCV gemutmaßt. Hinter vorgehaltener Hand wurde viel getuschelt. Öffentlich wurde aber nie eine derartige finanzielle Abhängigkeit bestätigt. Fest stand, dass sich der SFCV immer weiter von einer kritischen Fanvertretung verabschiedete. Und das trotz eines Sitzes im Aufsichtsrat des Vereins. Kritische Stimmen mehrten sich, doch öffentliche Konsequenzen zog lange niemand. Ultras GE, SC und Ini traten erst im vergangenen Jahr aus dem Dachverband aus, als das Kind eigentlich schon in den Brunnen gefallen war.

Nach der Posse um die Gründung einer Fanabteilung und den Austritten der größten Fan-Oranisationen aus dem SFCV, steht es heute um die Integrität des Dachverbandes mehr als schlecht. Berechtigterweise fürchtet man dort um die Bedeutung, wenn nicht gar um die Existenz. Eine immer stärker werdende Nähe zum Verein kann in den letzten Wochen und Monaten immer deutlicher beobachtet werden und eben dies hilft nun nicht gerade bei der Glaubwürdigkeit rund um Themen der Vereinspolitik. Und, und das mit aller Deutlichkeit, auch der Verein tut sich mit dieser Seilschaft keinen Gefallen in der öffentlichen Wahrnehmung. Soweit so ärgerlich, doch verfolgt der Verein gar andere Ziele?

Richtig bedrohlich wird die Situation, wenn es diese Verbindungen dann auch Vereinsstrukturen zu Ihren Gunsten versuchen auszunutzen. Und damit, nach einer etwas längeren Einleitung, kommen wir zum eigentlich Problemfall, der sich zu einem Flächenbrand entwickeln kann.

Mit unterschiedlichsten JHV-Anträgen gingen die drei großen Fanorganisationen (SC, Ini und UGE) Mitte Januar in die Offensive und übernahmen nach Jahren der Lethargie Ihre Verantwortung zur Schaffung von mehr Transparenz innerhalb des Vereins. Insbesondere mehr Transparenz für die Arbeit des Wahlausschusses stehen im Fokus der Anträge. Hierzu sollte man wissen, dass der Wahlausschuss sich für den Aufsichtsrat bewerbende Kandidaten ohne Angabe von Gründen ablehnen kann. Demnach ist die Zusammensetzung des Wahlausschusses von enormer Bedeutung und für eine ausgewogene Besetzung des Aufsichtsrates und damit auch für eine ausgewogene Betrachtung und Kontrolle der Arbeit des Vorstandes des FC Schalke 04 unverzichtbar.

Umso schockierender war dann die Nachricht, dass keiner der Anträge für mehr Transparenz im Wahlausschuss für die Jahreshauptversammlung zugelassen wurde. Stattdessen erhielt u.a. ein Antrag die Zulassung für die Jahreshauptversammlung, der ein ständigen Sitz im Wahlausschuss für ein Mitglied des SFCV fordert.

Ok, ich fasse zusammen: Der SFCV, dem per se eine sehr starke Nähe zum Vorstand und Aufsichtsrat des Vereins zugesagt wird, soll einen ständigen Platz in dem Gremium erhalten, welches über die Zulassung von Kandidaten für den Aufsichtsrat, dem Kontrollgremium des Vorstands, entscheidet?

Bei allem Respekt: Wir sind an einem Punkt angelangt, an dem es so nicht mehr mit dem Verein und der Vereinspolitik weitergehen kann.

Der Verein kann den SFCV weiterhin als verlängerten Arm zur Kommunikation und zur Kartenverteilung nutzen und der SFCV diese Rolle auch gerne ausfüllen. Aber lasst uns doch bitte den Konsens finden, dass der SFCV keine unabhängige Fanvertretung ist. Das wäre ehrlich und vor allem fair, den Fanclubs gegenüber, die sich teilweise immer noch vom SFCV vertreten fühlen, ohne die Hintergründe zu kennen.

Auf schalkermarkt.de steht zu dieser Situation folgendes geschrieben:
Es kommt also am 4. Mai zu einer Kampfabstimmung mit einer Blockbildung wie es sie vorher wohl noch nie gegeben hat: Auf der einen Seite der SFCV. Auf der anderen Seite die drei Fan-Organisationen Supporters Club, Fan-Initiative und Ultras Gelsenkirchen sowie vermutlich auch alle unorganisierten Mitglieder sowie alle Fans und Mitglieder, die den Peters’schen und Tönnies’schen Filz so langsam aber sicher satt sind.
Zu Beginn fand ich diese Aussage übertrieben, mittlerweile denke ich, dass Sie zutrifft. Die Abstimmungen am 04.05. werden über mehr entscheiden, als über Satzungsänderungen. Es wird über die generelle Ausrichtung des FC Schalke 04 e.V. in puncto Transparenz und der zukünftigen Einflussmöglichkeit der Mitglieder entschieden.

Durch die letzte JHV und dem Thema “ViaNOgo” haben die Gremien gelernt, wie eng es für in der Verantwortung stehenden Personen auf einer JHV werden kann. Aktuell sieht es für mich so aus, dass sich die führenden Gremien eine Pufferzone einrichten möchten, um bei unpopulären Entscheidungen nicht abgestraft zu werden. Das widerspricht meinem Verständnis eines e.V. und alle Mitglieder haben am 04.05. die Wahl, wie Sie sich entscheiden!

In diesem Sinne!

 

(Original erschienen auf „Unter Flutlicht …“)

Hinweis
Aufgrund der positiven Resonanz noch einmal der Hinweis, dass jeder Schalker die Möglichkeit hat Texte an folgende E-Mail Adresse zu senden: info@schalkermarkt.de