„Die Luft ist raus“ oder „Ohne Clemens ist da doch sowieso nichts los“ konnte man gestern in Freiburg in Gesprächen von Schalkern über die Jahreshauptversammlung am Sonntag hören. Ich halte dies für einen großen und fatalen Irrtum und bitte alle Schalker, sich einen Ruck zu geben und sich auch ohne unseren AR-Vorsitzenden, dem ich an dieser Stelle herzlich eine baldige und vollständige (!) Genesung wünsche, an den verbliebenen Weichenstellungen zur Zukunft unseres Vereins zu beteiligen.

Richtig ist, dass aufgrund der konstruktiven Verhandlungen der Initiative Schalke.V.ereint mit dem erfreulich gesprächsbereiten Verein die JHV um die Satzungsänderungsanträge bzgl. des Wahlausschusses und des Ehrenrats bzw. der Kooptation für den Aufsichtsrat entfrachtet werden konnte. Angesichts der inhaltlich extrem unterschiedlichen Zielrichtungen dieser Anträge wären dies höchstwahrscheinlich sehr langwierige Debatten geworden, an deren Ende keiner der Anträge die erforderliche Zweidrittelmehrheit erreicht hätte. Aus diesem Grunde begrüße ich die konsensorientierte Lösung sehr, in Arbeitskreisen gemeinsame Vorschläge zu erörtern – wenn denn, lieber FC Schalke 04, diese Arbeitskreise nicht das Schicksal des bewusst totgerittenen Kartenpreisausschusses erleiden.

Doch auch ohne diese Anträge bleiben noch Satzungsänderungsanträge u. a. gegen Homophobie und für eine bessere Achtung des Leitbildes übrig. Zudem möchte der Antragsteller der nicht zugelassenen  Anträge zur Senkung des Quorums für eine außerordentliche Mitgliederversammlung und der Unterschriftensammlung dazu diese über die Zweidrittelmehrheit zur Abstimmung bringen lassen. Ich würde mich freuen, wenn die Behandlung dieser Anträge unabhängig von der inhaltlichen Meinung von vielen Schalkern unterstützt würde, da es keine sachlichen Gründe für die Nichtzulassung gab und die flapsigen Bemerkungen im Kreisel („jetzt versucht er es halt auf diese Weise“) so gar nichts von dem vom Leitbild geforderten respektvollen Umgang miteinander hatten – dies waren grobe verbale Fouls gegen einen engagierten Schalker.

Grobe Fairnessverstöße waren auch die mittlerweile zurückgezogenen extrem einseitigen Wahlempfehlungen des Vereins über seinen Ableger „starkes Schalke“. Es kann und darf nicht sein, dass der Verein ausschließlich die aus dem SFCV stammenden Kandidaten für den Wahlausschuss bewirbt, ohne die anderen auch nur kontaktiert oder zu ihren Vorstellungen eines „starken Schalke“ befragt zu haben! Dies gilt umso mehr, als die so brüskierten Kandidaten, die mehrheitlich die Initiative Schalke.V.ereint angehören, sich als weitaus konstruktiver, kommunikativer und fairer präsentiert haben – beim Infotag durften sich ALLE Kandidaten vorstellen, statt nur einige mit Videos zu bewerben und rausposaunen zu lassen, wer nicht mitgehen wolle, könne sich einen anderen Verein suchen.

Ich hoffe auch hier, dass die Mitglieder auf der JHV ihr schon oft gezeigtes Gespür für sportliche Fairness unter Beweis stellen und eine vernünftige Wahlentscheidung treffen. Ich möchte selbstverständlich niemandem vorschreiben, wem er seine Stimme geben soll, aber für mich ganz persönlich (!!!  das Folgende ist die ureigenste Meinung von Susanne Blondundblau, ich spreche wie bereits in meinem Bericht vom Infotag ausschließlich für mich selber) sind Leute in wirtschaftlicher Abhängigkeit zum Verein, Leute mit Angehörigen im zu kontrollierenden Vorstand und Leute mit Profilierungsversuchen auf Kosten anderer Schalker nicht wählbar. Von daher gilt: Frank, Arthur, Eva-Maria und Kornelia: Ich habe leider kein Foto, pardon, Stimme für Euch. – Den anderen Kandidaten und Kandidatinnen werde ich am Sonntag unabhängig von der Gruppierung gut zuhören und danach meine Entscheidung fällen. Ich glaube aber nach dem bislang Gezeigten, dass ein Wahlausschuss, in dem die Schalke.V.ereint nahestehenden und unabhängigen Kandidaten die Mehrheit haben, gute und sachorientierte Arbeit  bei der Auswahl kompetenter und unabhängiger Kandidaten für den AR leisten kann.

IMG_1324

Daneben stehen die nicht minder wichtigen Wahlen zum Aufsichtsrat an. Dank des Schachzugs des Vereins, Hans-Joachim Burdenski ins Ehrenpräsidium zu hieven und Jens Buchta als seinem Nachfolger als Entsandten des Sportbeirats einen sicheren Platz im AR zu garantieren und ihn so vor einer eventuellen Abwahl durch die JHV zu schützen, wird es mindestens ein neues AR-Mitglied geben. Auch hier gilt: Augen auf, liebe Schalker, versucht bitte hinter das allseitige Geschmuse von „ich bin seit hundert Jahren Schalker durch und durch“ zu schauen und überlegt, wer am ehesten der Aufgabe, auch mal kritische Fragen zu stellen, gerecht werden könnte. Kandidaten, die sich über die WAZ als unabhängig und tough präsentieren lassen, während sie Arm in Arm mit Clemens Tönnies kuscheln und mehrere Fanvertretungen ablehnen, sind für mich nicht glaubwürdig. Von daher wird meine Entscheidung zwischen den Herren Dr. Langhorst, Hefer und Dr. Voß fallen.

Die Ehrungen – Rudi Assauer zum Ehrenmitglied, Norbert Elgert und Willi Koslowski in die Ehrenkabine – werden vermutlich unstreitig sein, wobei mich eine hohe Zustimmung insb. für Norbert Elgert und seine herausragende Arbeit freuen würde.

Deutlich höher hergehen wird es bestimmt bei der allgemeinen Aussprache, wo mutmaßlich einige Aktionen des Vereins wie die Rohrkrepiererkampagne „Starkes Schalke“ und das Verhalten des Vereins nach dem Polizeieinsatz in der Nordkurve beim Salonikispiel kritisch aufgegriffen werden. Auch die Rolle des SFCV wirft zunehmend Fragen auf, da eine „Fanvertretung für alle“ dort weniger denn je zu erkennen ist. Auf der „Habenseite“ darf man ruhig die rasche Trennung von viagogo nach dem Mitgliedervotum auf der letzten JHV und die tolle Arbeit der Knappenschmiede verbuchen.

Es wird mit Sicherheit wieder einmal alles andere als langweilig, deshalb, liebe Schalker, nehmt Euch ein Herz und kommt am Sonntag zur JHV, um zu zeigen: Schalke ist eine lebendige Demokratie und kein monarchistischer Erbhof!

Blau-weiße Grüße

Susanne Blondundblau

Hinweis
Aufgrund der positiven Resonanz noch einmal der Hinweis, dass jeder Schalker die Möglichkeit hat Texte an folgende E-Mail Adresse zu senden: info@schalkermarkt.de