160614 Aufsichtsratskandidatur

1. Bitte stellen Sie sich kurz vor!
Mein Name ist Andreas Goßmann. Ich bin 55 Jahre alt, seit 25 Jahren glücklich verheiratet und wohne nach zahlreichen berufsbedingten Umzügen nunmehr in Düsseldorf. Seit meiner Kindheit bin ich Schalker.

Mein erster Lebensabschnitt war durch den Leistungssport geprägt. Im Wasserball habe ich die deutsche Jugendmeisterschaft gewonnen, war Jugendnationalspieler und habe später in der Bundesliga gespielt. Als Trainer habe ich unsere Jugendmannschaft zur Deutschen Meisterschaft geführt und war Landestrainer Nordrhein-Westfalen für Jugend- und Frauenwasserball .

Nach meinem Lehramtsstudium habe ich mein zweites Hobby, das Interesse an wirtschaftlichen Zusammenhängen, zu meinem Beruf gemacht und war viele Jahre in verantwortlichen Positionen in der Finanzindustrie tätig, beispielsweise als Leiter von Vermögensverwaltungsgesellschaften in London und Frankfurt, später dann als Sparkassenvorstand in Frankfurt und Düsseldorf sowie als Vorstandsvorsitzender einer Privatbank in Berlin. Zusätzlich zu meinen Aufgaben in den Vorständen und Geschäftsleitungen war ich auch in zahlreichen Aufsichtsräten tätig. Meine Liebe zu Schalke, war dabei für mich immer ein Ausgleich zu den hohen beruflichen Anforderungen. Heute bin ich wirtschaftlich unabhängig, engagiere mich ehrenamtlich für Bürgerinteressen und unterstütze Flüchtlinge aus Kriegsgebieten durch Sprachkurse, Sammeln von Sachspenden, Hilfe bei Behördenkontakten und vielen anderen Alltagsproblemen.

2. Seit wann und wie regelmäßig besuchen Sie Spiele des FC Schalke 04? Seit wann sind Sie Vereinsmitglied und was hat Sie damals dazu bewogen?
In Nordhessen aufgewachsen konnte ich in meiner Kindheit die Spiele unseres Vereins nur im Radio und Fernsehen verfolgen. Mein erstes Spiel im Stadion habe ich 1973 nach unserem Umzug nach Köln in der alten Radrennbahn gesehen. Während meines Sportstudiums bin ich als Dauerkartenbesitzer mit meiner Vespa bei jedem Wetter von Köln zu unseren Spielen gefahren. Auch meine Tätigkeiten in Hamburg und London haben mich nicht davon abgehalten, wenn irgendwie möglich, Spiele unserer Schalker zu besuchen. Seit 2002 habe ich wieder eine Dauerkarte, diesmal in Block 26 und bin bei jedem Spiel in unserer Arena. Vereinsmitglied bin ich seit 2004.

3. Warum stellen Sie sich als Kandidat für den Aufsichtsrat beim FC Schalke 04 zur Wahl?
Als Fan lebe ich Schalke. Als Aufsichtsratsmitglied möchte ich dazu beitragen, dass sich unser Verein positiv weiterentwickelt und wieder in die Erfolgsspur zurückfindet. Im sportlichen Bereich haben wir die Konsequenzen aus der unbefriedigenden Situation gezogen. Wir müssen jedoch nicht nur im sportlichen Bereich, sondern auch im Aufsichtsrat besser werden. Hier brauchen wir neue Ideen und mehr Kompetenz. Mit meiner langjährigen Berufserfahrung in Geschäftsleitungen und Aufsichtsräten möchte ich hierzu meinen Beitrag leisten.

4. Was qualifiziert Sie persönlich für die Arbeit im Aufsichtsrat? Warum sollten die Mitglieder ihre Stimme für Sie abgeben?
Durch meine Arbeit in deutschen und internationalen Gremien habe ich erlebt, wie man in Aufsichtsräten erfolgreich zusammenarbeiten kann. Eine Grundvoraussetzung ist, dass unser 2012 verabschiedete Leitbild auch vom Aufsichtsrat gelebt wird. Wir sollten uns respektvoll und auf Augenhöhe begegnen sowie andere Meinungen tolerieren. Unser Aufsichtsrat muss als Team zusammenarbeiten. Hierbei sollte jedes Aufsichtsratsmitglied seine Stärken zum Wohle unseres Vereins einbringen.

Ich kenne und respektiere die unterschiedlichen Aufgaben von Vorstand und Aufsichtsrat. Als unabhängiger Aufsichtsrat möchte ich den Vorstand bei seiner Arbeit beraten und kontrollieren.

Unser eingetragener Verein ist für mich ein Wettbewerbsvorteil. Daher möchte ich die Rechte von uns Mitgliedern stärken. Hierfür sind Satzungsänderungen und Änderungen in der Geschäftsordnung des Aufsichtsrats notwendig. So ist beispielsweise der zweiköpfige Eilausschuss nicht mehr zeitgemäß. Moderne Kommunikationsmittel ermöglichen eine Mitwirkung aller Aufsichtsräte bei wesentlichen Entscheidungen. Der Einfluss der von der Mitgliederversammlung gewählten Aufsichtsräte sollte erhöht werden. Anträge von Mitgliedern, die in der Sache gut begründet und wesentlich für die Zukunft unseres Vereins sind, sollten der Mitgliederversammlung zur Entscheidung vorgelegt werden. Sie ist das oberste Beschlussorgan unseres Vereins. Das sollte der Aufsichtsrat bei seinen Beschlüssen respektieren.

Unser Verein ist durch den Schuldenabbau der vergangenen Jahre wirtschaftlich unabhängig von Finanzinvestoren und auch von Einzelpersonen geworden. Trotzdem braucht er künftig eine weitere Stärkung seiner wirtschaftlichen Basis. Hier möchte ich als Aufsichtsrat mein Fachwissen aus der Finanzindustrie einbringen und unseren Vorstand bei Bedarf unterstützen.

5. Wie soll sich der FC Schalke 04 im sportlichen und wirtschaftlichen Bereich in den kommenden Jahren aufstellen? Sind hierfür noch Veränderungen notwendig, wenn ja welche?
Die Basis unserer sportlichen Zukunft liegt in der Fortsetzung der erfolgreichen Jugendarbeit. Wir müssen weiter gezielt in unser Jugendleistungszentrum investieren. Die Spieler aus der eigenen Jugend sollten nach Möglichkeit das Grundgerüst unserer Bundesligamannschaft bilden. Dem Vorstand Sport sollte eine höhere Kompetenz bei der Verpflichtung der Spieler eingeräumt werden.

Unser Scouting muss verbessert werden. Zu viel Geld ist in den letzten Jahren für Fehleinkäufe „verbrannt“ worden. Mit Ausnahme des Verkaufs der Spieler aus unserem Jugendleistungszentrum konnten wir keine Transferüberschüsse erzielen.

Eine noch bessere Jugendarbeit und ein besseres Scouting verbessern auch unsere wirtschaftliche Situation. Wir müssen die Kosten und unseren Verschuldungsgrad weiter im Blick haben, aber auch mutige Investitionen in „Steine und Beine“ zur Verbesserung unserer sportlichen Wettbewerbsfähigkeit tätigen. Dabei dürfen wir aber nie wieder von Finanzinvestoren oder Einzelpersonen abhängig werden.

6. Sind sie mit der bisherigen Arbeit des Aufsichtsrates zufrieden? Wo sehen sie Verbesserungspotential?
Mit der Arbeit des Aufsichtsrats bin ich nicht zufrieden. Äußerungen und Verhalten einzelner Mitglieder beschädigen immer wieder unseren Verein. Unser an den Sitzungen des Aufsichtsrat teilnehmender Ehrenpräsident Rehberg schreibt in seinem offen Brief an unsere Mitglieder unter anderem: „Persönliche Animositäten von einigen Mitgliedern des Aufsichtsrats haben ein Ausmaß erreicht, in dem Handlungsunfähigkeit erzwungen wird. Abgestimmt wird teilweise nicht mehr nach Gesichtspunkten wie Sinnhaftigkeit oder Vereinswohl, sondern man ist dagegen, nur um dagegen zu sein. Eitelkeiten, Grabenkämpfe und persönliche Abneigungen bestimmen die Sitzungen. Es geht leider nicht mehr um die Sache und das Wohl des Vereins. Doch genau das sollte bei allen Überlegungen und jeglichem Handeln in den Gremien im Vordergrund stehen!“

Vor allem diesen letzten Satz möchte ich unterstreichen. Es geht um unser Schalke, nicht um persönliche Eitelkeiten. Wir brauchen Aufsichtsratsmitglieder, die im Hintergrund fleißig, zielorientiert und effektiv für unseren Verein arbeiten, von denen man aber möglichst wenig in der Presse liest. Wir brauchen keine öffentliche Diskussion über Ideen wie die freiwillige 1.000 € Spende pro Mitglied oder die Androhung einer 500.000 € Strafe für Aufsichtsräte und auch keine Berichte über Verfahren des Ehrenrats gegen inzwischen 3 Aufsichtsräte.

Wir brauchen Aufsichtsratsmitglieder, die diskret und vertrauensvoll hinter verschlossenen Türen unseren Vorstand beraten und beaufsichtigen, die im Aufsichtsrat im Interesse unseres Vereins hart um die beste Lösung ringen und Entscheidungen anschließend gemeinsam vertreten, auch wenn sie nicht einstimmig getroffen wurden.

7. Wie stehen Sie zu der „50+1-Regelung“? Wie beurteilen Sie die Rechtsform des eingetragenen Vereines im Profifußball insbesondere in Bezug auf eine mögliche Ausgliederung der Profiabteilung des FC Schalke?

Unser eingetragener Verein ist für mich ein Wettbewerbsvorteil (siehe 4.). Eine Ausgliederung der Profiabteilung würde diesen zerstören und wird daher von mir abgelehnt.

8. Wie stehen Sie zu der voranschreitenden Spieltagszerstückelung seitens der DFL? Sollte der FC Schalke 04, als zweitgrößter Verein Deutschlands, Ihrer Meinung nach versuchen, sich stärker in der DFL für die Interessen seiner Fans einzusetzen?
Die weitere Spieltagszerstückelung, insbesondere das Montagsspiel, erscheint mir ausschließlich kommerziell motiviert. Es hat sich jedoch in der zweiten Liga gezeigt, dass selbst bei den Topspielen in der Regel weniger Gästefans die Reise in weiter entfernte Städte antreten können. Unser Verein und unsere Mannschaft werden von einer einmaligen Fanbasis unterstützt und getragen. Es ist für mich daher selbstverständlich, dass sich unser Verein für die Interessen unserer Fans bei der DFL einsetzt. Nicht jede Entscheidung lässt sich ausschließlich unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten rechtfertigen.

9. Die Kommerzialisierung des Fußballs schreitet immer weiter voran. Wo sehen Sie mit Rücksicht auf die Wettbewerbsfähigkeit und die soziale Verantwortung unseres Vereins die Grenzen?
Die Kommerzialisierung des Fußballs wird noch weiter fortschreiten. Wir wollen mit unserem e.V. unverändert international wettbewerbsfähig sein und auch wieder Titel gewinnen. Jede Einzelentscheidung muss daher sorgfältig vorbereitet, Vor- und Nachteile analysiert und anschließend unter Berücksichtigung unserer Tradition, unseres Leitbilds und den Interessen unseres Vereins getroffen werden. Viagogo hat deutlich gezeigt, dass es Grenzen für uns gibt und dass unser Verein nicht mit jedem Partner zusammenarbeiten sollte.

Das gleiche gilt für unsere Kartenpreise. Diese sind in den letzten Jahren kontinuierlich und deutlich erhöht worden. Auch hier gibt es Grenzen, die wir nicht überschreiten sollten.

Hinweis
Aufgrund der positiven Resonanz noch einmal der Hinweis, dass jeder Schalker die Möglichkeit hat Texte an folgende E-Mail Adresse zu senden: info@schalkermarkt.de