160614 Aufsichtsratskandidatur

1. Bitte stellen Sie sich kurz vor!
Peter Lange, 60 Jahre, verheiratet, 4 Kinder, Geschäftsführer, Schalker, 15 Jahre im Aufsichtsrat, in dieser Zeit Mitarbeit in folgenden Gremien: Leitbildkommission, Beteiligungsausschuss, Satzungskommission, Visionsausschuss, Eilausschuss, seit Gründung Mitglied im Beirat und Verteilerausschuss von „Schalke hilft“.

2. Seit wann und wie regelmäßig besuchen Sie Spiele des FC Schalke 04? Seit wann sind Sie Vereinsmitglied und was hat Sie damals dazu bewogen?
Seit Mitte der 70er Jahre gehe ich auf Schalke. Rudi Assauer habe ich Mitte der 90er Jahre an meinem damaligen Arbeitsplatz – Flughafen Düsseldorf – kennengelernt. Als er von meiner blauweißen Leidenschaft erfuhr, hat er sofort begonnen, mich als Mitglied zu gewinnen. Ich erklärte ihm, dass mich die Verhältnisse im Verein nicht gerade motivieren würden, Mitglied zu werden und bat um Bedenkzeit. 1998 sagte er mir, dass außer ihm selbst alle Bekloppten aus dem Verein raus sein. Dann habe ich unterschrieben. Anschließend begann er intensiv, mir eine Aufsichtsratskandidatur schmackhaft zu machen. Auf die Idee wäre ich ehrlich gesagt ohne ihn nicht gekommen. Im Jahr 2000 habe ich auch hier „nachgegeben“ und erstmalig kandidiert. Seitdem bin ich mit einjähriger Unterbrechung Mitglied des Aufsichtsrats.

3. Warum stellen Sie sich als Kandidat für den Aufsichtsrat beim FC Schalke 04 zur Wahl?
Ich möchte, wie in den fünfzehn Jahren meiner Mitgliedschaft im Aufsichtsrat, dabei helfen, dass sich Schalke sportlich und wirtschaftlich weiter erfolgreich entwickelt, verbunden mit unseren traditionellen Werten, die Verbindung zu allen Schalker Fans lebt und sich seiner sozialen Verantwortung besonders für die Menschen in der Region bewusst bleibt.

4. Was qualifiziert Sie persönlich für die Arbeit im Aufsichtsrat? Warum sollten die Mitglieder ihre Stimme für Sie abgeben?
In erster Linie sicher die fünfzehnjährige Erfahrung als Aufsichtsratsmitglied und Mitarbeit in fast allen Ausschüssen des FC Schalke 04, sowie die wirtschaftliche, strategische und soziale Kompetenz meiner bisherigen beruflichen Stationen. Nach über 50 Jahre Schalkersein mit allen Licht- und Schattenseiten und der langjährigen Gremienerfahrung, kennt man die DNA des Vereins und weiß wie Schalke „tickt“. Es ist allerdings eine Illusion, zu glauben, als einzelnes AR – Mitglied könne man die Schalker Vereinswelt verändern. Das geht nur mit und in einem qualifizierten Team. Solokünstler sind dort nicht hilfreich, sondern Teamplayer und nur als solcher bringe ich mich ein. Als Mitglied, Unterstützer und aufmerksamer Beobachter des SFCV und der Supporters lebe ich die Fannähe, die für jedes von den Schalkemitgliedern gewähltes Aufsichtsratsmitglied selbstverständlich sein sollte. Mein Ziel ist es, unabhängiges und kritisches Mitglied eines loyalen und kollegialen Aufsichtsratsgremiums zu
bleiben und das Grundprinzip, sportlichen Erfolg mit wirtschaftlicher Vernunft zu erreichen, konsequent zu verteidigen. Dabei ist der Verein verpflichtet, Abhängigkeiten von Einzelpersonen oder Unternehmen nicht zuzulassen. Die Wünsche und Anliegen der Vereinsmitglieder und der gesamten Fangemeinde müssen stets Gehör finden. Wer die Fans nicht mitnimmt – besonders bei Entscheidungen, die für sie eine hohe Relevanz haben – wird dafür die Quittung kriegen.

Seit Jahren ist eine besorgniserregender Spaltungs- und Verwerfungsprozess in der Fanszene und damit in der Vereinsfamilie festzustellen. Die Gründe dafür liegen tief und sind nicht an Einzelthemen festzumachen. Ich halte es für elementar, wieder eine akzeptierte und legitimierte Fanvertretung aufzubauen. Der Reformprozess des SFCV ist dafür ein erster Schritt, bei dem ich mithelfe, die dringend notwendige personelle und inhaltliche Erneuerung konsequent umzusetzen. Die Selbstreinigungskräfte des Verbandes halten sich in Grenzen. Zwingend ist als zweiter Schritt, eine kooperative Zusammenarbeit aller Fanorganisationen unter fairer Berücksichtigung jeweiliger Interessen zu organisieren. Einen SFCV ohne Einbindung aller Fanorganisationen halte ich nicht für zielführend. Damit wird es nicht gelingen, das Vertrauen und den großartigen Zusammenhalt, der uns auf Schalke einmal ausgezeichnet hat, wieder zu gewinnen. Beides ist unverzichtbar für den Erfolg unseres Vereins! Ich halte es für dringend angezeigt, dazu noch in diesem Jahr (also vor Abschluss des Reformprojektes) Gespräche aufzunehmen und einen großen „Runden Tisch“ einzuberufen mit der einfachen Frage: Was können wir gemeinsam für Schalke und unser Team tun? Dabei will ich intensiv mitwirken und ein Teil der Verantwortung fürs Gelingen übernehmen. Diese Mitwirkung ist unabhängig von meiner Wiederwahl.

Besonders intensiv will ich mich als Beiratsmitglied auch weiterhin für die von mir ins Leben gerufene Stiftung „Schalke hilft“ einsetzen.

5. Wie soll sich der FC Schalke 04 im sportlichen und wirtschaftlichen Bereich in den kommenden Jahren aufstellen? Sind hierfür noch Veränderungen notwendig, wenn ja welche?
Nach der Verpflichtung von Christian Heidel für die sportliche Verantwortung mit einer klaren und verständlichen Aufgabenteilung im Vorstand haben wir gute Voraussetzungen, die schwierigen Aufgaben in den nächsten Jahren gut zu managen. Wir haben in den letzten Jahren gezeigt, dass der schwierige Spagat zwischen sportlichem Erfolg und Entschuldung gelingen kann. Das ist nach wie eine große Herausforderung, die wir konsequent verfolgen müssen. Die zweite wichtige Aufgabe ist es, nicht nur den Zusammenhalt im Verein zu beschwören, sondern dafür alles Erdenkliche zu tun. Kritisieren ist leichter, als mitmachen. Ich sehe hier deshalb jeden Schalker gefordert mit seinen Möglichkeiten dabei mitzuwirken. Die Anleitung dazu steht in unserem Leitbild. Wir alle haben doch versprochen, es leben zu wollen! Aber klar sind besonders der Verein und die Gremien gefordert, mit gutem Beispiel voranzugehen. Sowohl die Spaltung der Fanszene, als auch die im Aufsichtsrat mit zwei Lagern schwächen den FC Schalke 04. Hier gilt es, energisch gegenzusteuern. Man darf sich nicht wundern, dass wir mit der jetzigen Situation sicher nicht unser Image als Chaosclub loswerden. Als dritten Punkt sehe ich die Finanzierung des sportlichen Erfolgs. Durch die Inflationierung der Fernsehgelder ist eine turbulente Entwicklung entstanden, deshalb darf Schalke nicht den Anschluss verlieren und muss sportlich oben bleiben. In besonderer Weise ist unser Marketing gefordert, auch in dem sich rasant entwickelnden asiatischen und amerikanischen Markt teilzuhaben. Den Sport über die Erhöhung der Kartenpreise, Würstchen und Bier zu finanzieren sollte mit keinem Aufsichtsrat zu machen sein. Die Kartenpreise sind besonders in den „bezahlbaren“ Kategorien nach oben hin ausgereizt.

Der Verein hat in den letzten Jahren vieles richtig gemacht: Leitbild, Entschuldung, Knappenschmiede, Investitionen in unser Schalker Feld, Wertsteigerung des Kaders, Schalke Hilft, Kumpelkiste usw. Was fehlt ist m.E. eine klare und nachhaltige Spiel- Philosophie, eine grundsätzliche fußballerische Ausrichtung im sportlichen Bereich, die für alle Mannschaften und Spieler gelten muss und Alleinstellungsmerkmale enthält, die uns unverwechselbar machen. Das zukünftige Anforderungsprofil aller Schalker Spieler und Trainer muss sich daran ausrichten. Für eine solche Philosophie müssen Verein und Gremien in enger Diskussion mit den Fanvertretungen die Rahmenbedingungen schaffen. Nur so kann die Identifikation mit einer Neuausrichtung gelingen. Schalke muss sich auf seine Stärken besinnen: Tradition, einzigartige Werte, soziale Verantwortung und eine zu definierende Spielkultur, die Schalke schon einmal mit dem Schalker Kreisel ausgezeichnet hat. Es geht darum, eine ganzheitliche Philosophie für den gesamten Verein zu schaffen. Dazu gehört auch wie selbstverständlich der eingetragene Verein, den ich persönlich auch nicht gegen die ersehnte deutsche Meisterschaft tauschen würde. Die Diskussion darüber, ob wir mit dem e.V. weitermachen, muss endlich aufhören. Ich persönlich habe mich in dieser Hinsicht längst entschieden. Sollte, unter welchen Bedingungen auch immer, der e.V. zu Grabe getragen werden, wäre das mein letzter Tag als Schalker Aufsichtsrat.

6. Sind sie mit der bisherigen Arbeit des Aufsichtsrates zufrieden? Wo sehen sie Verbesserungspotential?
Grundsätzlich muss sich der Aufsichtsrat auf sein Kerngeschäft besinnen, das in unserer Satzung im Paragraph 7.5 festgelegt ist. Hier wird auch das Missverständnis ausgeräumt, der Aufsichtsrat habe Kompetenzen für das operative Tagesgeschäft oder für sportliche Entscheidungen. Der Aufsichtsrat ist das Kontrollgremium des Vorstandes, gibt Rat und entscheidet über die Bestellung oder Abberufung der Vorstände. Für das gesamte wirtschaftliche, sportliche und kommunikative Tagesgeschäft ist der Vorstand zuständig und das muss auch so bleiben. Alle Aufsichtsräte verpflichten sich mit ihrem Mandat loyal und kollegial zusammen zu arbeiten, ausschließlich zum Wohl des Vereins. Eitelkeiten und Hochmut sind hier fehl am Platz, ein Stück Demut und Pflichterfüllung helfen. Verschwiegenheit muss selbstverständlich sein. Auch geht es nicht um persönliche Erfolge oder sonstige Allüren. Kritische Haltungen und Meinungen und kontroverse Diskussionen sind nicht nur willkommen, sondern aus meiner Sicht unverzichtbar, um die besten Lösungen zu erzielen. Das geht allerdings nur mit Kompromissbereitschaft, die zurzeit noch Luft nach oben hat. Der Aufsichtsrat muss auch nicht immer einstimmig entscheiden, aber er muss die mehrheitlich getroffene Entscheidung geschlossen vertreten. Unter dem Strich bin ich mit der Arbeit des Aufsichtsrats für den Zeitraum meiner Mandate zufrieden. Aktuell nicht. Wenn die 11 Aufsichtsräte es nicht schaffen, sich wieder zusammenzuraufen, können sie ihre Mandate nicht verantwortungsvoll ausüben und sollten zurücktreten, um Schaden vom Verein abzuwenden. So geht es auf jeden Fall nicht weiter. Ich kann nur für mich zusagen, dass ich im Sinne einer Mediation alles versuchen werde, um zu einer vertrauensvollen Zusammenarbeit zurückzukehren.

7. Wie stehen Sie zu der „50+1-Regelung“? Wie beurteilen Sie die Rechtsform des eingetragenen Vereines im Profifußball insbesondere in Bezug auf eine mögliche Ausgliederung der Profiabteilung des FC Schalke?
Ich hoffe für die Bundesliga, dass die Regelung noch lange Bestand hat, auch wenn es leider schon Ausnahmen gegeben hat. Kippt sie, würde auch die Fankultur nach und nach zu Grabe getragen. Ich halte die Argumente für die Abschaffung alle nicht für belastbar. Für uns hat die Regelung allerdings keine direkte Relevanz, weil unsere Zukunft als eingetragener Verein festgelegt ist. Ich sehe darin sogar mehr als ein Alleinstellungsmerkmal. Die letzten wackeligen Bastionen der e.V. in der Bundesliga bröckeln schon. Über kurz oder lang werden wir der einzige e.V. in der Bundesliga sein. Darauf freue ich mich. Aus meiner Sicht die Chance, daraus ein Schalker Erfolgsmodell zu entwickeln mit vielen auch wirtschaftlich interessanten Attributen. Wir wollen Herr im eigenen Schalker Haus bleiben. Das gilt auch für die Rechteverwertung. Schon jetzt sind wir der einzige von den „großen Vereinen“, der die Rechte vollständig in eigener Hand hat!

8. Wie stehen Sie zu der voranschreitenden Spieltagszerstückelung seitens der DFL? Sollte der FC Schalke 04, als zweitgrößter Verein Deutschlands, Ihrer Meinung nach versuchen, sich stärker in der DFL für die Interessen seiner Fans einzusetzen?
Der Tag an dem nicht mehr alle neun Bundesligaspiele am Samstag stattfanden war ein schlechter Tag und der Beginn einer scheinbar nicht mehr aufzuhaltenden Spieltagszerstückelung. Die Interessen der Fans werden nicht berücksichtigt. Hier geht es um viel Geld, das zugegebenermaßen auch uns zu Gute kommt. Aber es muss jetzt auch mal Schluss sein. In der nächsten Saison sind es „nur“ fünf Montagsspiele. Was ist der nächste Akt? Ich bin davon überzeugt und erwarte es auch, dass unser Verein sich für die Interessen der Fans einsetzt.

9. Die Kommerzialisierung des Fußballs schreitet immer weiter voran. Wo sehen Sie mit Rücksicht auf die Wettbewerbsfähigkeit und die soziale Verantwortung unseres Vereins die Grenzen?
Die Kommerzialisierung des Fußballs kann man weder aufhalten noch ignorieren. Es gilt klug und ausgewogen mitzumachen und möglichst viel vom großen Kuchen mitzubekommen. Unser Marketing ist da gut unterwegs. Wir dürfen und werden allerdings dafür niemals unsere Seele, unsere Identität, wie sie in unserem Leitbild eindrucksvoll in Stein gemeißelt ist, aufgeben. Ich finde, dass unser Verein das in den letzten Jahren bis auf eine Ausnahme ganz gut hingekriegt hat. Die soziale Verantwortung, die unser Verein beispielhaft lebt, darf im Rahmen der Kommerzialisierung kein pflichtgemäßes Alibi sein, sondern ein weiteres kraftvolles Alleinstellungsmerkmal, das uns von anderen unterscheidet.

Hinweis
Aufgrund der positiven Resonanz noch einmal der Hinweis, dass jeder Schalker die Möglichkeit hat Texte an folgende E-Mail Adresse zu senden: info@schalkermarkt.de