1. Bitte stellen Sie sich kurz vor!
Huub Stevens, geboren am 29. November 1953 in Sittard, früher Fußballlehrer, jetzt nur noch Fußballgenießer. Auf Schalke war ich von 1996 bis 2002 und noch mal von 2011 bis 2012 Cheftrainer.

2. Seit wann und wie regelmäßig besuchen Sie Spiele des FC Schalke 04? Seit wann sind Sie Vereinsmitglied und was hat Sie damals dazu bewogen?
Ich bin Vereinsmitglied seit 1996 – das bin ich sofort geworden, als ich in dem Jahr Trainer hier auf Schalke wurde. Das gehört sich so, finde ich – schließlich habe ich mich voll und ganz auf Schalke eingelassen. Da war es einfach logisch, Mitglied zu werden. In meiner aktiven Trainerzeit konnte ich Schalke-Spiele oft leider nur vorm Fernseher verfolgen, jetzt bin ich so oft es geht in der Arena und live dabei.

3. Warum stellen Sie sich als Kandidat für den Aufsichtsrat des FC Schalke 04 zur Wahl?
In dieser inzwischen jahrzehntelangen Verbundenheit hat Schalke mir so viel gegeben, jetzt will ich dem Verein etwas zurückgeben. Im Aufsichtsrat sind viele unterschiedliche Qualifikationen vorhanden: Ich möchte zusätzliche Fußballkompetenz in dieses Gremium bringen. Dass ich außerdem sehr gut in der Branche vernetzt bin, ist sicherlich auch hilfreich.

4. Was qualifiziert Sie persönlich für die Arbeit im Aufsichtsrat? Warum sollten die Mitglieder ihre Stimme für Sie abgeben?
Durch meine vielen nationalen und internationalen Trainerstationen kenne ich das Fußball-Business aus dem Effeff, kann Transfers und deren finanzielle Aspekte realistisch einschätzen und bewerten. Auch das gehört dazu, um die Arbeit des Vorstands im operativen Tagesgeschäft gemäß der Satzung zu kontrollieren.

Generell sollte jedes Mitglied in einem Gremium von Schalke 04 unabhängig denken und handeln, also eine eigene Meinung haben und sich nicht fürchten, sie auch auszusprechen, wenn es im Sinne des Vereins ist. Menschenkenntnis ist sicher auch hilfreich, um in einem so heterogen Gremium konstruktiv zusammen zu arbeiten. All das bringe ich mit.

5. Wie soll sich der FC Schalke 04 im sportlichen und wirtschaftlichen Bereich in den kommenden Jahren aufstellen? Sind hierfür noch Veränderungen notwendig, wenn ja, welche?
Sportlich hat der Verein mit Domenico Tedesco genau die richtige Entscheidung für eine erfolgreiche Zukunft getroffen: ein sehr guter Trainer, der Schalke lebt. Wirtschaftlich sind wir mit dem anstehenden Ausbau des Vereinsgeländes zur Verbesserung der Infrastruktur – besonders im Bereich der Bedingungen für die Nachwuchsmannschaften – ebenfalls auf dem richtigen Weg. Mit der Vereinsführung sind wir meiner Meinung nach sehr gut aufgestellt. Sie ist stabil und zeigt enorm viel Kompetenz.

6. Sind Sie mit der bisherigen Arbeit des Aufsichtsrates zufrieden? Wo sehen Sie Verbesserungspotential?
Um das fundiert zu beurteilen, fehlen mir noch die internen Einblicke in die Arbeitsweise des Aufsichtsrats. Auf Gerüchte habe ich noch nie viel gegeben.

7. Wie stehen Sie zu der „50+1-Regelung“? Wie beurteilen Sie die Rechtsform des eingetragenen Vereines im Profifußball insbesondere in Bezug auf eine mögliche Ausgliederung der Profiabteilung des FC Schalke?
Wir alle, die wir den FC Schalke 04 unterstützten, haben ein gemeinsames Ziel vor Augen: Der Verein muss für die Zukunft bestens gerüstet und in allen Bereich gut aufgestellt sein. Das sehe ich am besten in der jetzigen Form als eingetragener Verein gewährleistet. Natürlich wird es eine der Aufgaben des Vorstands sein, weiterhin Sponsoren für den Verein zu gewinnen – der finanzielle Spielraum ist wichtig. Aber des Geldes wegen Anteile an irgendwelche Sponsoren zu verkaufen – das sehe ich nicht. Jeder Sponsor erwartet natürlich für sein Geld etwas zurück. Wir würden Unabhängigkeit, Handlungsfreiheit und Identität aufgeben. Das will ich für Schalke nicht.

8. Wie stehen Sie zu der voranschreitenden Spieltagszerstückelung seitens der DFL? Sollte der FC Schalke 04, als zweitgrößter Verein Deutschlands, Ihrer Meinung nach versuchen, sich stärker in der DFL für die Interessen seiner Fans einzusetzen und zum Beispiel eine fanfreundliche Position beim Thema Montagsspiele einnehmen?
Die Montagsspiele sind ja dazu gedacht, um die Belastung der Verein, die international spielen, etwas zu entzerren – das ist prinzipiell eine gute Idee. Mehr als fünf solcher Spiele dürfen es aber auch definitiv nicht werden! Ich denke, es ist ein schmaler Grat und ein schwieriges Thema, das zu Recht sehr emotional diskutiert wird.

9. Die Kommerzialisierung des Fußballs schreitet immer weiter voran. Wo sehen Sie mit Rücksicht auf die Wettbewerbsfähigkeit und die soziale Verantwortung unseres Vereins Grenzen?
Wie ich oben schon gesagt habe: Für mich sind Grenzen erreicht, wenn Schalke Unabhängigkeit und Identität verlieren würde. Dieser Preis wäre zu hoch!

Hinweis
Aufgrund der positiven Resonanz noch einmal der Hinweis, dass jeder Schalker die Möglichkeit hat Texte an folgende E-Mail Adresse zu senden: info@schalkermarkt.de