Es war unausweichlich und vorhersehbar: Nach der “Aktion” der Gäste”fans” vergangenen Samstag in unserer Arena sind all die alten Forderungen nach dem Aussetzen der Grundrechte wieder da. Helfen wird nichts davon. Aber das schert schon lange kaum noch jemanden.
Beispielhaft seien hier die “Ganzkörperkontrollen” in so genannten “Nacktzelten” genannt. Ein massiver Eingriff in die Grundrechte, der nur unter strengsten Voraussetzungen stattfinden darf, was mittlerweile sogar rechtskräftig festgestellt ist. Dazu gehört beispielsweise, dass ein unscharfer “Generalverdacht” nicht ausreicht – die Durchsuchung darf nur bei denjenigen erfolgen, die sich in der ein oder anderen Weise “verdächtig” gemacht haben. Und es müssen zuvor alle anderen Mittel ausgeschöpft sein. Die Falken werden dennoch weiter fordern, jeden Fußballfan unter Generalverdacht zu stellen – wegen einiger Idioten.
Und genau diese Idioten wird man so kaum erwischen. Es ist nicht möglich, 60.000 Fans zu kontrollieren. Die verwendete Pyrotechnik ist so klein, sie wird sich immer auf die ein oder andere Weise schmuggeln lassen. Absolute Sicherheit wird es niemals geben. Sie ist in einem Rechtsstaat nicht zu erreichen, wollen wir nicht alle Freiheitsrechte aufgeben. Und selbst dann – der Widerstand in Diktaturen zeigt es – ist sie nicht zu bekommen.
Schärfere Kontrollen für alle nehmen denen den Unschuldigen die Rechte und die Lust, die Stadien zu füllen. Die Krawallmacher werden dagegen immer Mittel und Wege finden, ihr Ziel zu erreichen. In einigen Vereinen sind sogar die Ordner unterwandert, wie man weiß – und wie es die Verantwortlichen nicht schert. Die werden nichts verhindern.
Kapitulieren, das Feld räumen? Keine Lösung. Es bleibt das zu tun, was in unserem Rechtstaat Prinzip ist: diejenigen bestrafen, die gegen die Regeln verstoßen. Und nur die. Videoüberwachung und hoffentlich szenekundige Beamte sind hier gefordert. Wenn jene außen vor bleiben, die auffällig geworden sind, werden sie keine Gelegenheit haben, ein zweites Mal zuzuschlagen.
Dazu gehört aber auch Augenmaß. Wer nur Strafe, aber keine Fanarbeit kennt, behandelt die Symptome, nicht die Krankheit. Wer mit der Gießkanne Stadionverbote verhängt, weil man neben oder in der falschen Gruppe stand, wird nur den Falschen Zulauf verschaffen. Repressalien, weil ein unangenehmes Banner am Podest hängt, erhöhen die Kommunikationsbereitschaft nicht. Wer seine Personalien abgeben muss, weil er in der Zugtür stand, und dann Stadionverbot bekommt, wird sicher auf eher auf – vermeintliche – Leidensgenossen hören als auf die Ordnungshüter. Wenn die dann nur Gebrülle, Schlagstock und Pfefferspray kennen, hat die Vernunft schon verloren.
Das sagt die Stimme der Vernunft. Im Geschrei der Populisten wird sie aber keine Chance haben, gehört zu werden. Und das Elend, es wird weitergehen. Mit noch mehr Repression, noch mehr Chaos, noch mehr Repression. Aber das will derzeit wohl kaum jemand hören. Auf in die nächste Runde. Bis endlich einer einmal einen neuen Ansatz versucht. Einen, der nicht schon längst versagt hat.