Im zweiten Teil wollen wir noch genauer auf die Entwicklung dieses Stadtteils eingehen In der Altstadt leben auf einer Fläche von 1,57 km² 8.903 Menschen (Stand: 31. Dez. 2010). Sie gehört zum Stadtbezirk Mitte. Die Altstadt umfasst den ursprünglichen Stadtkern Gelsenkirchens. Umgeben wird die Altstadt von den Stadtteilen Feldmark, Schalke, Bulmke-Hüllen, Neustadt und Rotthausen. Keimzelle des Dorfes und der Gemeinde Gelsenkirchens war zu Beginn des 19. Jahrhunderts der Kirchplatz mit umliegender Kranzsiedlung. Der damalige Gemeindebezirk deckte sich ungefähr mit den Grenzen der heutigen Ortsteile Altstadt und Neustadt. Schon damals gingen die wichtigen Wege Hauptstraße, Ahstraße und Eberstraße davon ab. 1818 hatte Gelsenkirchen 505 Einwohner mit 98 Gebäuden. Mit der 1847 durch die Köln-Mindener Eisenbahn ermöglichten industriellen Entwicklung im Montanbereich, explodierte die Einwohnerzahl geradezu. Im Jahr der Stadtwerdung hatte Gelsenkirchen 11.282 Einwohner.

Mit der Einwohnerzahl stieg das Bedürfnis nach einem der Größe und Bedeutung entsprechendem Rathaus. Am 25. Mai 1892 erfolgte der erste Spatenstich an der Ahstraße und bereits am 20. September 1894 feierte die Stadt die Einweihung des Rathauses. Zum 1. April 1894 zog das Amtsgericht Gelsenkirchen in das Rathaus ein. Anfang der zwanziger Jahre des 20. Jahrhunderts wurde der Bau den Ansprüchen der Stadtväter nicht mehr gerecht und das Hans-Sachs-Haus wurde gebaut. Das Gebäude an der Ahstraße blieb Polizeiwache bis zu seinem Abriss im Jahre 1970. Kein anderes Gebäude, abgesehen vom alten Hauptbahnhof, steht so exemplarisch für die verfehlte Stadtplanung der jüngeren Zeit. In der modernen Stadt Gelsenkirchen war für das alte kein Platz mehr. Heute steht das pop-farbene Hamburg-Mannheimer Hochhaus dort, wo einst das Rathaus stand. Ein Blick in alte Fotoarchive lohnt sich! Das Stadtwappen-Mosaik, das das Rathaus zierte, lässt sich übrigens an einer Außenwand der Getrud-Bäumer- Realschule bewundern. Der Einzug des Amtsgerichts sollte nur vorübergehend sein, da die Zahl der zu bearbeitenden Fälle zu Raumnot führte. So wurde das Amtsgericht an der Overwegstraße errichtet. Mitte des Jahres 1900 war der Bau vollendet. Nach leichten Zerstörungen im zweiten Weltkrieg und dem Wiederaufbau, wurde in den fünfziger Jahren ein Neubauflügel angefügt. Auf dem Weg vom Hauptbahnhof zur Glückauf-Kampfbahn kann man einige Schätze der Altstadt bewundern. Direkt neben dem Hauptbahnhof befindet sich das ehemalige Postamt und heutige Verwaltungsgericht Gelsenkirchens. Einige Meter weiter beginnt die Bahnhofstraße, die Gelsenkirchener Einkaufsstraße. Als am 15. Mai 1847 der Haltepunkt Gelsenkirchen an der Köln-Mindener Bahnlinie eröffnet wurde, führte nur ein Feldweg von dem unscheinbaren Bahnhof zum Dorf. Vorausschauende Köpfe erkannten schnell, dass ein chausseartiger Ausbau dieses Weges für Eisenbahn und Gemeinde vorteilhaft wäre. Bereits im Jahre 1853 wurden der Gemeinde 2000 Taler zur Verfügung gestellt. Seit dem 9. Dezember 1864 führt die Straße den Namen „Bahnhofstraße“. Die Bahnhofstraße entwickelte sich immer weiter und als im Jahr 1895 die erste Straßenbahn durch die Bahnhofstraße fuhr, war aus dem Trampelpfad eine pulsierende Geschäftsstraße geworden, die mit Gaststätten, Hotels, Kinos und Stätten der Unterhaltung und des Vergnügens lockte. Besonders hervorzuheben sind dabei das Apollotheater, das Kaufhaus Gebr. Alsberg und der Neumarkt. Das Apollotheater wurde 1906 eröffnet und befand sich auf der Bahnhofstraße 78. Nach dem Krieg wurde am 26. September 1951 die Wiedereröffnung gefeiert. 1976 wurde ein Kommunales Kino in einem Teil des Gebäudes Apollo-Theater eingerichtet, das bis Herbst 2002 geöffnet hatte. Das Kaufhaus Gebr. Alsberg wurde 1912 erbaut. Da die Gebrüder Alsberg jüdisch waren, wurde auf Antrag der Anteilseigner das Kaufhaus 1933 „gleichgeschaltet“ und firmierte seitdem unter dem Namen „Westfalen-Kaufhaus AG“, kurz WeKA. Die schöne Fassade ist immer noch eine Bereicherung für die Bahnhofsstraße. Sowieso solltet Ihr in der Altstadt einmal den Blick von den Schaufensterscheiben abwenden und bewusst auf die Gebäude und Umgebung achten. Der Neumarkt ist der Vorplatz der Sparkasse und Blickpunkt wegen der dort errichteten Glassäule. Dort wurde 1915 das sogenannte „Schwert von Gelsenkirchen“ aufgestellt. Vor einer 3,80 Meter hohen Eichenwand wurde ein 2,50 Meter hohes Holzschwert errichtet, am Knauf mit Schlägel und Eisen und dem Stadtwappen verziert. Zu unterschiedlichen Preisen konnten Bürger das Schwert benageln und ihren Beitrag zum „Kriegerdank“ leisten. Die Behörden finanzierten damit Kriegs- und Kriegsfolgekosten.

Unweit vom Neumarkt befindet sich die Synagoge der Altstadt. Die Synagoge wurde 1885 in der Gildenstraße feierlich eingeweiht und war Bethaus der knapp 1.400 Juden aus Alt-Gelsenkirchen. Genauso wie die Synagoge in Buer, wurde in der Reichspogromnacht 1938 das Bethaus von den Nazis niedergebrannt. Am 1. Februar 2007 wurde am Standort der alten die neue Synagoge eingeweiht. Der von Nazi-Deutschland begonnene Krieg traf auch Gelsenkirchen hart. Knapp 72% der Stadtfläche wurden durch Bombenangriffe zerstört. Die historische Altstadtkirche wurde stark in Mitleidenschaft gezogen, blieb jedoch zunächst als Ruine stehen. Die Stadt entschied sich gegen eine originalgetreue Rekonstruktion, da das Grundstück der Altstadtkirche zum größten Teil als öffentlicher Verkehrsraum vorgesehen wurde. Die Kirche wurde 1955-1956 neu erbaut und ist neben der katholischen Propsteikirche durch ihren markanten Turm ein Wahrzeichen der Gelsenkirchener Skyline.

Ebenso stechen die Türme des Maritim Hotels und der „weiße Riese“ hervor. Der Name unserer Stadt soll übrigens eine Zusammensetzung des Bach „Gelse“ und der historischen Altstadtkirche sein. Das Maritim Hotel, direkt am Stadtgarten gelegen, wurde 1971 eröffnet. Die Planungen für ein Hotel reichen bis in das Jahr 1969 zurück, da es zu diesem Zeitpunkt keine Übernachtungsmöglichkeit der gehobenen Kategorie in ausreichendem Maße in Gelsenkirchen gab. Der 15-stöckige Hotelturm verfügt über 223 Zimmer, darunter 30 Suiten. Zum Maritim gehört aber auch die Residenz mit 21 Etagen, in der sich Eigentumswohnungen befinden. Der „weiße Riese“, eigentlich City-Haus, ist 19 Stockwerke hoch und fällt durch seine verwinkelte Form auf. Baubeginn war 1975 und im März 1977 wurde das Wohnhochhaus zum ersten Mal bezogen. Das höchste Gebäude Gelsenkirchens ist jedoch der Fernmeldeturm mit Namen „Klaus“ mit seinen 123 Metern.

Natürlich darf der Blick aufs runde Leder nicht fehlen. Aktuell gibt es keinen Fußballverein der Altstadt. Die TuS Altstadt fusionierte in den 70er Jahren mit Eintracht Schalke zu Blau-Weiß Gelsenkirchen und hat seine Spielstätte in der Sportanlage Schürenkamp. Außerdem gab es in der Altstadt einen eigenen Schützenverein, der im Schlegel-Krug sein Vereinsheim hatte. Auch dieser Verein in den 1980er Jahren mangels Mitgliedern, Querelen und Vereinsaustritten aufgelöst worden.

Wenn bei Euch nun das Interesse geweckt wurde noch weiter in die Geschichte der Altstadt Gelsenkirchens vorzudringen, sei Euch die Internetseite der Gelsenkirchener Geschichten sowie das Stadtarchiv ans Herz gelegt. Auf www.gelsenkirchener-geschichten.de findet Ihr neben interessanten Fakten, zahlreiche Bilder und Anekdoten.

Hinweis
Aufgrund der positiven Resonanz noch einmal der Hinweis, dass jeder Schalker die Möglichkeit hat Texte an folgende E-Mail Adresse zu senden: info@schalkermarkt.de