Dritter Teil unseres Besuchs im südlichsten Stadtteil Gelsenkirchens, Erwähnung sollen dieses Mal die Sehenswürdigkeiten Ückendorfs finden. Ja, auch diese gibt es, lasst Euch nicht vom ersten Eindruck blenden, wenn Ihr die Bochumer Straße (einst zum Schandfleck Nr. 1 in NRW gewählt), ganz egal ob mit der 302 oder dem eigenen Auto, entlangfahrt. Schaut hinter die Häuserfront der Hauptstraßen und riskiert unbedingt einen zweiten Blick, der Charme unserer buntgemischten Stadt ist auch hier unverkennbar:



Wissenschaftspark Gelsenkirchen (WIPAGE):

Der Wissenschaftspark ist ein Teil des Strukturwandels in Gelsenkirchen, durch die Reduzierung bzw. den Verlust des Kohleabbaus sollten neue Energien bzw. Perspektiven geschaffen werden. Gebaut wurde der WIPAGE 1991 auf dem Gelände des ehemaligen Gussstahlwerk, unweit des Hauptbahnhofs. Für einen Neuanfang steht die städtebauliche Einbindung (Grünanlage und See) im dichtbebauten Stadtteil Ückendorf nahe der Innenstadt und die besondere Architektur (Glasarkade als öffentlicher Raum). Auf dem Dach des 300 Meter langen und verglasten Gebäudes befindet sich eine Photovoltaikanlage. Durch Gewinnung des Solarstroms zeigt der WIPAGE, dass es auch möglich ist in größeren Ballungsgebieten neuere Energie zu gewinnen. Gelsenkirchen wurde deshalb auch zur Solarstadt deklariert und sorgte jahrelang für internationales Aufsehen.
Im Gebäude selbst befindet sich eine Menge Raum für Veranstaltungen (3500 qm²), vermietbare Büro- und Laborflächen (8000 qm²), sowie 270 qm² große Pavillons, die am Gebäude angebaut sind. Jährlich findet im Wissenschaftspark die Ausstellung „Pixelprojekt Ruhrgebiet“ statt, bei der verschiedene Bilder des Ruhrgebiets gezeigt und vorgestellt werden. Seit 2010 befindet sich im WIPAGE ein Schülerlabor, welches von Schulklassen besucht werden kann.
1995 erhielt der Wissenschaftspark den begehrten deutschen Architekturpreis und wurde als „eines der bestens Business Center in Europa“ mit dem zweiten Platz ausgezeichnet, zudem wurde 1994 ein Architekturpreis der West-Hype-Stiftung verliehen. Direkten Bezug zum FC Schalke 04 gibt es nicht, immerhin wurde das Mannschaftsfoto der Saison 1994/95, damals mit Jörg Berger (Ruhe in Frieden) als Trainer, dort geknipst. Rechts im Hintergrund befindet sich die erwähnte Glasfassade des Wissenschaftsparks, in dem älteren Gebäude links war früher die Verwaltung der Thyssen-Gußstahl AG beheimatet, heutzutage ist dort das Arbeitsgericht Gelsenkirchen ansässig.

Halde Rheinelbe:

Die Halde Rheinelbe befindet sich an der Leithestraße und ist eine ca. 100 m über NN begeh- und befahrbare Abraumhalde, die während der Laufzeit der Zeche Rheinelbe immer weiter aufgeschüttet wurde. Auch nach der Schließung wuchs sie, bis schließlich 1999 die letzte Aufschüttung vollzogen wurde und damit die Stilllegung der Haldenfunktion feststand. Im Inneren der Halde befinden sich noch Kohlereste, diese reagieren exotherm (Energie wird in Form von Wärme an die Umgebung abgegeben) mit dem Luftsauerstoff, der in das Innere vordringt. Dadurch kommt es zu einer Selbstentzündung, die darauffolgenden Temperaturen können bis zu 400°C erreichen. Solche Halden werden auch brennende Halden genannt. Durch den IBA Emscherpark ist die Halde Rheinelbe zu einem Naherholungsgebiet erschlossen worden und gehört heute zu den Landmarken des Ruhrgebiets. Sie ist ebenfalls ein Teil der Route Industriekultur und stellt einen Tafelberg mit zusätzlich aufgeschüttetem, unbegrüntem Spitzkegel dar. Auf dem Gelände der Halde Rheinelbe befindet sich die größte Forststation des Ruhrgebiets.

Skulpturenwald Rheinelbe:

Seit Anfang der 90er-Jahre ließ der Künstler Herrmann Prigann auf der Halde und im umgebenden Gelände einen „Skulpturenwald“ entstehen. Durch Abfallmaterialien des Industriezeitalters wie Mauerstücke, Betonblöcke und alte Stahlteile bilden sich in Verbindung mit Naturmaterialien wie Eichenstämmen und Kies archaische Landschaftsskulpturen. Diese Skulpturen erspäht man an ziemlich vielen Stellen. Auf dem eigentlichen Haldenberg thront die weit sichtbare Himmelstreppe, ein zehn Meter hoher Aufbau aus schweren Betonblöcken. Die zuletzt installierte Skulptur ist eine große Windwaage, eine Stahlskulptur, die bei Wind metallische Geräusche von sich gibt. Ein Besuch der Halde und des Skulpturenwaldes definitiv lohnenswert und für einen sonntäglichen Spaziergang oder eine Radtour bestens geeignet.

Künstlersiedlung Halfmannshof:

Auf dem umfunktionierten Bauernhof arbeiten und wohnen Künstlerinnen und Künstler der unterschiedlichsten Disziplinen seit 1931 neben- und miteinander. 1945 wurde die Künstlersiedlung als eingetrager Verein gegründet, um so nach dem Krieg der Gemeinschaft einen offiziellen Status zu geben. Mit der Zeit erlangte das Projekt bundesweite Aufmerksamkeit erlangt das Projekt, gleichzeitig finden seit 1956 vor Ort immer wieder Ausstellungen, Konzerte oder Lesungen statt. Verschiedene Künstler und Künstlerinnen geben sich die 19 Klinke in die Hand und geben dem Hof und der Kunstszene neue Impulse. Im Moment sind folgende Kunst-und Kunsthandwerkdisziplinen ansässig: Zeichnung und Grafik, Malerei und Skulptur, Keramik, Buchkunst und Fotografie. Am ersten Adventswochenende präsentieren jedes Jahr die Künstler ihre Arbeiten und öffnen ihre Ateliers, außerdem präsentieren Gastkünstler aus ähnlichen künstlerischen Zusammenschlüssen des Ruhrgebiets ihre Arbeiten. Die Kinderausstellung, eine Präsentation immer kurz vor den Sommerferien, feierte 2009 ihren fünften Geburtstag und gehört zu den festen Veranstaltungen der Künstlersiedlung.

Erzbahntrasse:

Die Erzbahn war eine Eisenbahnstrecke zur Versorgung der Hochöfen des Bochumer Vereins mit Eisenerz. Sie nahm ihren Anfang in Gelsenkirchen am Rhein-Herne-Kanal und führte über etwa neun Kilometer südlich zum ehemaligen Bochumer Verein am Rande der Bochumer Innenstadt. Baubeginn war 1901, endete 1930 mit der letzten Ausbaustufe zum Stahlwerk Bochumer Verein und diente damit dem Erzbahntransport. In den sechziger Jahren verfiel die Erzbahn, nachdem die Hochöfen in Bochum langsam von der Bildschirmfläche verschwanden. Von 2002- 2008 wurde diese Strecke dann zu einem Fahrrad-und Wanderweg zurückgebaut, wodurch der Westpark (Anfang des Radweges) kreuzungsfrei an den Emscher- Radweg angebunden werden konnte. Am Abzweig Ückendorf ist 2005 über die Trasse der Kray-Wanner-Bahn der Anschluss zum Zollverein-Radweg geschaffen worden. Von hier kann über einen durchgängigen, fertiggestellten Radweg die Zeche Zollverein in Essen-Stoppenberg erreicht werden. Wir können Euch diese Route ans Herz legen, schnappt Euch den Drahtesel und erkundet Gelsenkirchen auf zwei Rädern, es gibt mittlerweile viele gute Strecken und eigene Karten, so dass niemand blind drauf losradeln muss!

Hinweis
Aufgrund der positiven Resonanz noch einmal der Hinweis, dass jeder Schalker die Möglichkeit hat Texte an folgende E-Mail Adresse zu senden: info@schalkermarkt.de