Bleiben wir im nächsten Teil unserer Stadtvorstellung im Süden von Gelsenkirchen, westlich von GE-Ückendorf liegt Rotthausen. Bevor Rotthausen am 1. Januar 1924 eingemeindet wurde, war es eine Bauernschaft, durch welche 1847 die Stammstrecke der Köln- Mindener Eisenbahn-Gesellschaft gebaut wurde. Auch einige Persönlichkeiten erblickten in Rotthausen das Licht der Welt: Karl Holstein (Industrieller und Träger des Großen Bundesverdienstkreuz (1968)), Pfarrer Ernst Käsemann, seine Tochter Elisabeth Käsemann (Opfer der argentinischen Militärpolitik), sowie der erste Minister für Staatssicherheit der DDR Wilhelm Zaisser. Das bekannste was Rotthausen bis jetzt rausgebracht haben dürfte wird aber die Dahlbuschbombe sein, eine Rettungskapsel für verschüttete Bergleute, die auf der Zeche Dahlbusch entwickelt wurde. Hier werden wir im folgenden Text genauer draufeingehen, sowie auf das bekannste Gebäude der Gegenwart: die Solarzellenfabrik, bevor sich die Fortsetzung mit anderen Geschichten rund um Rotthausen beschäftigen wird:


Zeche Dahlbusch:
Der Bergbau erreichte Rotthausen 1848, als mit dem Abteufen von Schacht 1 der Zeche Dahlbusch begonnen wurde. Aufgrund finanzieller Probleme und einer Umwandlung der Betreibergesellschaft konnte der Schacht erst 1860 in Förderung gehen. Von 1868 bis 1870 wurde nördlich von Rotthausen Schacht 2 abgeteuft und zur eigenständigen Förderanlage ausgebaut. Zudem entstand die Werksiedlung „Dahlbuschsiedlung“. In den Jahren von 1874 – 1877 wurde die Zeche Dahlbusch um die Doppelschachtanlage 3/4 erweitert, welche 2 Malakowtürmen erhielt. Mit einer Förderung von 877.000 Tonnen pro Jahr, war Dahlbusch 1881 die größte Förderanlage im Ruhrrevier. Die Schachtanlagen 2 und 3 /4 wurden von 1890 – 1899 um jeweils einen Förderschacht zu den Schachtanlagen 2/5 und 3/4/6 erweitert und 1900 wurde auf beiden Schachtanlagen jeweils eine Kokerei in Betrieb genommen. Bis 1916 wurde neben Schacht 1 Schacht 7 abgeteuft und Schacht 2/5 um Schacht 8 erweitert. 1919 wurde die Kokerei der Schachtanlage 2/5/8 stillgelegt und die Kokerei der Schachtanlage 3/4/6 zur Zentralkokerei, im selben Jahr erreichte die Förderung mit 1,2 millionen Tonnen den Höchststand. Während der Weltwirtschaftskrise wurden die Schächte 1-5 aufgegeben und zugefüllt. 1936 wurde Schacht 1 von der benachbarten stillgelegter Zeche Hibernia gepachtet.
1950 verloren durch eine Schlagwetterexplosion im Westfeld (Schacht 8) 78 Kumpels ihr Leben, 6 Bergleute konnte mit schweren Verbrennungen gerettet werden. Nur 5 Jahre später kamen weitere 42 Bergleute bei einer Schlagwetterexplosion mit Grubenbrand ums Leben. Im selben Jahr konnten allerdings 3 Bergleute aus einem zugeschütteten Blindschlacht durch die Erfindung der „Dahlbuschbombe“ gerettet. Die Dahlbuschbombe ist eine torpendenförmige Rettungskaspel. Sie ist 2,5 Meter lang und hat einen Durchmesser von 38,5 Zentimeter. 1963 konnte durch die Dahlbuschbombe 11 Bergleute beim Grubenunglück von Lengede gerettet werden. Die Rettungskapsel welche 2010 in San Jose eingesetzt wurde, hatte wohl einen größeren Durchmesser (53 Zentimeter), entspricht aber ansonsten dem Design der Dahlbuschbombe. 1964 meldete die Dahlbusch AG die Stilllegung der Zeche an, da die noch vorhandenen Kohlevorräte nicht mehr wirtschaftlich zu gewinnen waren. Am 31.3.1966 wurde die letzte Förderung auf der Zeche Dahlbusch gefahren. Heutzutage befindet sich auf dem Gelände der Schachtanlage 1/7 zum Teil die Shell- Solarzellenfabrik. Auf dem Gebiet der Schachtanlage 3/4/6 haben sich Kleingewerbebetriebe angesiedelt und der Boden auf dem sich die Schachtanlage 2/5/8 befand ist saniert und bisher unbebaut.

Solarfarbrik:

Die Stadt Gelsenkirchen ist offizielle Solarstadt, 2004 gründete sich der Förderverein „Solarstadt Gelsenkirchen e.V.“, der sich um das Bewusstsein und die internationale Zusammenarbeit rund um Fragen von Energie und Klimaschutz kümmert. Am 16. Dezember 1999 wurde eine der größten Solarfabriken der Welt eröffnet. Damaliger Bauherr war die Deutsche Shell AG. Die Solarfabrik wurde als Entschuldigung für das vorgesehene Versenken der Brent Spar Ölinsel wegen der Umsatzeinbuchen in Deutschland, in Gelsenkirchen gebaut. Der Komplex besteht aus einer sechsgliedrigen Halle mit Schrägdächern und ein ellipsenförmiges vierstöckiges Verwaltungsgebäude. Ein Teil des Hallendaches ist mit Solarzellen bestückt, die 120 Kilowatt bringen. Die Solarfabrik ist 230 m³ groß, besteht aus rund 1.800 m³ Beton, 190 Tonnen Betonstahl und 110 Tonnen Stahlträgern Durch die Fassadenkonstruktion können die Mitarbeiter Sonne und Licht gleichermaßen nutzen. 2006 hat Scheuten Solar (Niederlande) die Solarfabrik mit allen Mitarbeiten von Shell übernommen.

Hinweis
Aufgrund der positiven Resonanz noch einmal der Hinweis, dass jeder Schalker die Möglichkeit hat Texte an folgende E-Mail Adresse zu senden: info@schalkermarkt.de