Im heutigen Teil unserer Rubrik „Gelsenkirchen“ befinden wir uns nördlich der Emscher und im Westen Gelsenkirchens, genauer gesagt im Stadtteil Horst. Horst hat mit dem Schloss Horst eine adelige Vergangenheit und gehörte bis 1811 zum Vest Recklinghausen, bevor es nach vierjähriger Zugehörigkeit zum Großherzogtum Berg 1815 in den Besitz von Preußen fiel. 1928 wurde Horst dann schließlich zusammen mit Buer nach Gelsenkirchen eingemeindet. Da Horst bis dato kein Stadtwappen hatte, wurde der Horster Löwe, welcher das Familien Wappens der Herren von Horst zierte, dem neuen Stadtwappen Gelsenkirchens hinzugefügt.

Bis zur Industrialisierung des Ruhrgebiets war Horst eine sehr ländliche Gegend. 1857 fand die erste Abteufung einer Schachtanlage statt. Während des 2. Weltkrieges wurden große Teile von Horst zerstört. 1946 kam es aufgrund eines Deichbruches zur Überschwemmung, da die Emscher damals höher lag als die Straßen, Grund hierfür waren Bergsenkungen. Bekannt ist Horst außerdem für den Nordsternpark und dem 1999 insolvenzgegangenem STV Horst Emscher samt dessen Fürstenbergstadion. Beginnen wollen wir heute mit einem kleinen Bericht über das Schloss Horst:

Schloss Horst:
Das Schloss Horst befindet sich im Stadtteil Horst. Es wurde im Jahre 1555 erbaut. Aufgrund von Ausgrabungen und geschichtlichen Erwähnungen ist allerdings bekannt, dass es auf dem Grundstück von Schloss Horst vorher schon Hofstellen und Burgen existierten. Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1282. 1554 wurde der Vorgänger von Schloss Horst, wie auch dessen Vorgänger, durch ein Feuer zerstört. Daraufhin ließ der damalige Besitzer, Rütger von Horst, die Reste der Burg 1559 niederlegen und beauftragte den Arnheimer Stadtbaumeister Arndt Johanns to Boecop mit dem Neubau. Es entstand ein zweiflügeliges Wasserschloss, welches später unter Leitung von Baumeister Joist de la Court zu einer Vierflügelanlage erweitert wurde. Für die Gestaltung der Fassaden sowie der Ausstattung der Innenräume wurden namenhafte Bildhauer, Steinmetze und Künstler beauftragt. Die Gestaltung der Gebäudefassaden übernahm Laurenz von Brachum aus Wesel. Auf seine üppige Ausgestaltung der plastischen Dekorationen und Friese durch unzählige, detailreiche, sich nie wiederholende Ornamente und Reliefs geht der kunsthistorische Begriff „Lippe-Renaissance“ zurück. Die Anlage bestand aus dem Hauptschloss und einer Vorburg, die durch eine Steintreppe miteinander verbunden waren. Die gesamte Anlage war von einem Schlossteich umgeben und daher nur durch eine Zugbrücke am Torhaus der Vorburg von außen zu betreten.

Das besondere an Schloss Horst war, dass es die erste Burganlage im südlichen Westfalen war, wo es eine strenge Unterscheidung von öffentlichen Verkehrsflächen und Privaträumen gab. Des Weiteren besitzt Schloss Horst ein repräsentives und großzügiges Treppenhaus. Dies ist deshalb etwas Besonderes, da es damals üblich war über einen Treppenturm in die verschiedenen Etagen zu gelangen.

Der Schlossbau orientierte sich architektonisch an Vorbilder der italienischen Palazzi. 1706 gelangte das Schloss Horst in den Besitz von Ferdinand von Fürstenberg. Dieser ließ noch aufwendige Sanierungsarbeiten am Schloss durchführen, nutzte es aber nie als dauerhaften Wohnsitz. So setzte mit Zeit der Zerfall der Burg ein. Es stürzten zwischen 1829 und 1843 mehrere Teile der Burg ein, so dass auf Anordnung vom preußischen Regierungspräsidum noch weitere Teile der Burg abgerissen wurden. Der Eingangsflügel und ein Ansatz des ehemaligen Wohnflügels blieb ausschließlich übrig.

In den darauffolgenden Jahren wurde im Schloss eine Gastronomie betrieben, ehe in den 70er-Jahren dort eine Diskothek einzog. 1988 erwarb die Stadt Gelsenkirchen, auf betreiben des 1985 gegründeten Fördervereins Schloss Horst, die Anlage. Von 1995 bis 1999 wurde das Schloss nachdem Gewinnentwurf eines Architekturwettbewerbs unter von noch vorhandenen, historischen Bauelementen wieder aufgebaut. Heute wird das Schloss als Kultur- und Bürgerzentrum der Stadt Gelsenkirchen genutzt. Im Schloss befindet sich das Standesamt, ein kleines Schlossmuseum und ein Restaurant. Einmal im Monat findet eine kostenlose Führung statt.

Hinweis
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