Wie letzte Woche angekündigt, berichten wir heute über den Sport in Erle. An Fußballvereinen gibt es die SpVgg. Erle 19, den Erler SV 08 und die DJK Eintracht Erle. Auf die DJK werden wir später noch genauer eingehen. Seit 2007 gibt es das Budo-Sportcenter Bushido-Ryu e.V. in Erle. Dort werden verschiedene Kampfsportarten angeboten: Jiu Jitsu, Ju-Jutsu, Kick-Boxen und Power Workout. Im Ju-Jutsu ist der Verein seit 2010 auch auf internationaler Bühne vertreten, so nahm er beispielsweise an der Jugend Europameisterschaft in Wien teil.

Last but noch least gibt es natürlich noch den EHC Gelsenkirchen 2000, besser gesagt die Schalker Haie in Erle. Drei Fans des Eishockeyclubs haben es sich nicht nehmen lassen und die Geschichte ihres Vereins für den Blauen Brief in die Tasten gehauen. Hierfür wollen wir uns auf diesem Wege herzlichst bedanken! Viel Spaß beim Lesen:

Schalker Haie:

Eishockey – eine der anspruchsvollsten, emotionalsten und faszinierendsten Sportarten überhaupt, erlebte in der Arena AufSchalke im Mai 2010 eins ihrer Highlights auf deutschem Boden beim Eröffnungsspiel der IIHF Weltmeisterschaften. Vor 77.803 begeisterten Zuschauern besiegte das deutsche Nationalteam die USA mit 2:1. Mit zarter Traurigkeit erinnerte ich mich daran, dass es ja einst ein Hockeyteam in Gelsenkirchen gab, deren Spiele wir über viel Jahre lang regelmäßig besuchten.
Denken wir Mannschaftsport in Gelsenkirchen, dann fällt jedem zunächst der Fußballverein FC Gelsenkirchen- Schalke 04 ein. Das bis ins Jahr 2000 im Schatten des Parkstadions auch attraktives Eishockey in der Emscher Lippe Halle gespielt wurde, ist ein wenig in Vergessenheit geraten. Zeit daran zu erinnern, dass Vielfalt im Leistungssport auch Gelsenkirchen bereichert hatte.

ESV Schalker Hai (1984-1987):

Der Ursprung des ESV Schalker Haie liegt in der Nachbarstadt Essen. Entstanden ist der Verein 1984 als Konkurrenzclub zum EHC Essen. Doch der EV Essen hatte aufgrund mangelnder Trainingsmöglichkeiten keine Chance auf einen erfolgreichen Aufbau. Nach der Auflösung der Spielgemeinschaft mit Netphen fand der ESV nach zähen Verhandlungen mit den Betreibern der Eishalle „Sportparadies“ seine neue Heimat in Gelsenkirchen.

Am 30.11.1984 war es dann soweit. Der ESV Schalker Haie empfing den EC Dinslaken zur Heimspielpremiere in der ELH. Der Zuschauerzuspruch war mit 1.600 phänomenal und die neuen Fans feuerten ihr Team begeistert an. Sie sahen ein Spiel, voller Spannung und Dramatik, das zwar mit 8:9 verloren ging, aber beim Publikum Interesse für den Sport in Gelsenkirchen entfachte.
Der sportliche Erfolg stellte sich schnell ein und das Team stieg bis in die 2. Bundesliga Nord auf. Auch die Saison 1986/87 begann wie die Jahre zuvor mit Start-und Finanzproblemen. Der Eishockeysport wurde von den Betreibern der ELH nachrangig behandelt, was beispielsweise die Trainingszeiten betraf. Die finanzielle Decke ohne Hauptsponsor war dünn und der Zuschauerzuspruch sank rapide, als der sportliche Erfolg ausblieb. Dabei war der Verein so sehr auf die Einnahmen angewiesen. Und so kam, was zu erwarten war: Die Schalker Haie gingen mitten in der Saison Konkurs und stellte den Spielbetrieb ein. Kapitel 1 der Geschichte des Eissports in GE fand ein trauriges Ende.

Positiv in Erinnerung bleibt der erste richtige Star der Haie: Gaten Bob Malo. Der erst 21-jährige Bierfassroller mit der Rückennummer 10 aus Kanada war beim Publikum beliebt und wurde von den Gegner gefürchtet. Er und Carry Cummings bildeten ein überragendes Sturmduo in den Farben blau und weiß. Malo ging seinen weiteren sportlichen Weg erfolgreich in Deutschland und spielte einige Jahre in der DEL. Er ging anschließend zurück in seine Heimat Kanada und tauschte den Hockey- gegen den Golfschläger ein.

Der Fan-Club Schalker Haie hatte bereits im Januar 1985 47 Gründungsmitglieder und wurde eingetragener Verein. Im Februar waren es bereits mehr als 100 Mitglieder. Die Aufgaben waren vielfältig: Unter anderem redaktionelle Mitarbeit für die Stadionzeitung und Steigerung der Popularität des Eishockeysports, um ein Stammpublikum zu gewinnen.
Es bestand eine Fanfreundschaft mit dem EHC Hamburg. So trat das Fieselteam der Haie Fans im Dezember 1985 gegen das der Hamburger Fans an. Die Haie-Fans reisten bis ins Allgäu um sich mit anderen Fanclubs im Streethockey zu messen. Als Hammer-Haie erwiesen sich zwei besonders reisefreudige Fans, die insgesamt 9.500 km in einer Saison unterwegs waren, um alle Spiele live zu verfolgen.

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GEV Schalker Haie (1987-1995):
Nach nur zehn Monaten eishockeyloser Zeit waren die Haie zurück. Ein Neubeginn unter dem Namen GEV Schalker Haie 1987, mit dem Ziel eine solide finanzielle Basis für den Eishockeysport in Gelsenkirchen zu schaffen, wurde in der 5. Spielklasse, die NRW-Liga, gewagt. Das sportliche Ziel von Andreas Bukta war der Aufstieg in die Regionalliga mit jungen Spielern der umliegenden Vereine. Der Aufstieg gelang und in der Saison 1988/89 spielten die Haie unter der Regie des 176-fachen DDR Nationalspieler Franz Winkler in der 4. Klasse. Im Jahr 1990 ging es erneut eine Spielklasse hoch und der Club etablierte sich in der Oberliga Nord. Und im Januar 1995 ereigneten sich Dinge, die wir so nicht für möglich hielten. Der Weltstar Jaromir Jagr streifte sich für ein Spiel das Trikot der Schalke Haie über. Während des Lockouts in der NHL tingelten Spieler aus Nordamerika durch Europa. Im Spiel gegen die Herne Miners erzielte er zwölf Scorerpunkte und begeisterte die knapp 2.000 Zuschauer mit seinem Spiel und der lockeren Art mit den Fans umzugehen. Ein professioneller und sympathischer Sportler mit Vorbildfunktion. Das Spiel endete 20:3 für uns.
Unter den Zuschauern war auch Kay Fischbach, der später das Ruder des Vereins in die Hand nahm. Denn Freud und Leid liegen oft dicht nebeneinander. Und gerade die Totengräber toben sich im Eishockeysport gerne mal so richtig aus. Der Gelsenkirchener EV verschwand von der Eishockeylandkarte und der Gelsenkirchener EC nahm seine Position ein.

GEC Schalker Haie (1995-2000):

Und so gingen wir als Gelsenkirchener EC Schalker Haie in die Saison 1995/96. Und es wurde richtig geklotzt und ein Team der Superlative ins Rennen geschick – so eine Presseschlagzeile. In der ersten Saison in der Regionalliga Gruppe West eilte der GEC von Kanter- zu Kantersieg und die Qualifikation zur 2. Bundesliga Nord, die eigentlich „nur“ die dritte Spielklasse im deutschen Eishockeybetrieb war, wurde erreicht – der NRW-Meistertitel wurde souverän mit 305:65 Toren und 48:0 Punkten in 24 Saisonspielen errungen.

Die sich anschließende Qualifikationsrunde 2. Liga Nord wurde ähnlich gut mit Platz 2 hinter Braunlager EHC/ Harz abgeschlossen. Und das auch nur, weil den Haien ein Sieg gegen den Berliner SC aberkannt wurde – ein nicht spielberechtigter Spieler wurde eingesetzt.

Der GEC fegte in den Playoffs den Herforder EC und Hennefer EC vom Eis und im Finale trafen wir auf Braunlager EHC/Harz. Die Serie „Best of two“ war an Dramatik, Spannung und Emotionen kaum zu überbieten. Ende März 1996 trat die spielstarke und technisch versierte Mannschaft aus Braunlage vor der Rekordkulisse von 2.100 Zuschauern in der ELH zum ersten Spiel in der Finalserie an. Das Team von Spielertrainer Fiala lief im ganzen Spiel einem Rückstand hinterher und lag schon fast hoffnungslos mit 4:7 zurück. Das Spiel wurde gedreht und in der 48. Minute führte der GEC mit 8:7. Braunlage konnte nochmals ausgleichen, doch Markus Bak sicherte in der 57. Minute mit dem 9:8 den Sieg. Das Rückspiel war ebenso dramatisch und die Haie setzten sich erst im Penaltyschießen mit 5:4 durch. Die Meisterschaft war gewonnen und der Aufstieg geschafft. In solchen Begegnungen sind die Goalies die gefeierten Helden. Unser Torwart war der damals erst 18-jährige Dennis Kohl.

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Manche Dinge im Eishockey sind kurios, so auch die teilweise nicht verständliche Namensgebung der Ligen. Gerade die ersten Jahre nach Einführung der Deutschen Eishockey Liga waren chaotisch: Vereine zogen sich vor und während der Saison vom Spielbetrieb zurück, unsinnige Namensgebungen der Ligen, im Norden fehlten im Jahr 1997 Vereinsanmeldungen um die 2. Liga Nord zu starten. Deshalb wurde daraus die 1. Liga Nord mit 18 Vereinen für die Qualifikation zur neuen 2. Liga gebildet. Alles klar?
Im Jahr 2000 dann erneut das Aus. Die finanzielle Lage des Vereins war hoffnungslos. Kay Fischbach trat als Vorsitzender zurück. Der Sportdirektor, mit den großen und nicht finanzierbaren Plänen, Karl Heinz Nacke war schon längst abgetaucht. Die Karre wurde innerhalb weniger Monate komplett in den Dreck gefahren. Stand der Club vor der Saison noch mit 50.000 DM im Plus, wurde am Saisonende mit einem Defizit von 1.000.000 DM gerechnet. Die Reißleinen mußte schnell gezogen werden. Das Schicksal der Haie war damit am 18.10.2000 um 20:10 Uhr mit dem Ende der außerordentlichen Mitgliederversammlung besiegelt. Nicht nur der FC Schalke 04 hatte einen Sonnenkönig.

Am 31.03.2006 versammelte sich viele ehemalige Haie Kufencracks vergangener Jahre nach mehr als fünf Jahren auf dem Eis und mehr als 1.500 Zuschauer auf den Rängen, um in der ELH den „One Night Stand“ zu feiern und in Erinnerungen zu schwelgen. Und natürlich um Hockey zu spielen: Das One Night Stand-Team trat gegen die Revierlöwen Oberhausen an, die zu der Zeit ihre Heimspielstätte in Gelsenkirchen hatten. Die gut gefüllten Ränge sorgten für eine tolle Atmosphäre, das Spiel endete 7:5 für die Revierlöwen. Ein unvergessliches Ereignis, das den Wunsch schürte, wieder regelmäßig Hockey in Gelsenkirchen zu sehen.

Der ganze Rest und die Aussicht:
Bis ins Jahr 2008 gab es ein Seniorenteam in der LL NRW. Der EHC Gelsenkirchen konnte aber Senioreneishockey in Gelsenkirchen nicht wieder etablieren. Der Verein widmet sich dem Nachwuchs und ein Seniorenteam spielt in einer Hobbyliga.
Wer mehr erfahren möchte, dem legen wir die Seite www.schalker-haie.de, die sich wohl aber noch im Aufbau befindet, ans Herz.

Nun greifen wir aber wieder selbst zur Feder, weiter geht es mit der DJK Eintracht:

DJK Eintracht Erle 1928 e.V.:

Carl Mosterts gründete 1920 die „Deutsche Jugendkraft“, kurz „DJK“, infolgedessen dann 1921 unter Kaplan Helmus von der Sankt Barbara- Gemeinde die „DJK Eintracht Erle“ hervorging. Der Einfluss der Kirche wirkte auf eine zum Teil religiös geprägte Mentalität der Arbeiter entsprechend stark. Die Existenz des katholischen Vereinswesens sollte der Gründung politischer, gewerkschaftlicher und kultureller Arbeiterorganisationen sozialistischer Ausrichtung entgegenstehen. Nach Einstellung des Spielbetriebes 1924 ging unter Führung von Kaplan Book die Neugründung des Fußballvereins DJK Eintracht Erle im Jahre 1928 wieder hervor. Durch Nationalsozialismus wurden konfessionsorientierte Sportbewegungen behindert und ab 1932 bis zum Ende des 2. Weltkrieges wurde der Spielbetrieb erneut vorerst eingestellt und erst nach Beendigung des Krieges im Jahre 1947 wieder aufgenommen.

Der Verein wuchs über die Jahre weiter und gründete 1971 auch eine Damenabteilung. In der Saison 1973/74 errangen die Fußball-Damen die deutsche Vize-Meisterschaft. Im folgenden Jahr wechselten die weit über der Stadtgrenze bekannten Fußballerinnen der Eintracht zum FC Schalke 04.

Aktuell ist der Verein mittlerweile nach einigen turbulenten Jahren gefestigt und mit sämtlichen Jugend-, Mädchen- und Seniormannschaften und einem gut organisierten Vorstand sehr gut aufgestellt. Wobei immer wieder Spieler nach erfolgreichen Jahren in der Jugend dem Verein erhalten bleiben und die Erste und Zweite Mannschaft verstärken. Gespielt wird an der Bezirkssportanlage an der Oststraße, wobei die neue Kunstrasenanlage das Zuhause der Eintracht darstellt, wo auch das in Eigenregie gebaute Vereinsheim mit Verkauf steht.

Hinweis
Aufgrund der positiven Resonanz noch einmal der Hinweis, dass jeder Schalker die Möglichkeit hat Texte an folgende E-Mail Adresse zu senden: info@schalkermarkt.de