Schalke. Stark oder Schwach? Wie genau das Verhalten der vergangenen beiden Tage der Vereinsgremien des FC Schalke 04 zu werten ist? Ich weiß es nicht bzw. noch nicht. Auf jeden Fall wurde wieder eine Menge Staub aufgewirbelt.
Aber fangen wir von vorne an: Am letzten Dienstag wurde auf der Plattform „Starkes Schalke“ ein Artikel veröffentlicht, in dem es sich um sechs Personen drehte, die auf der anstehenden JHV für den Wahlausschuss zur Wahl stehen.
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Von Resser Mark aus bewegen wir uns ein Stück nach Norden und landen in Gelsenkirchen Resse. Da auch dieser Stadtteil aus viel Wald und Grünflächen besteht, fällt auch diese Woche der Text nicht allzu lang aus. Wir wünschen trotzdem viel Spaß beim lesen!
Die Bauernschaft Resse erreichte die Industralisierung 1895. Das Hertener Bergwerk Ewald errichtete die Schachtanlage 3/4 auf Resser Gebiet. Dies führte zu einem ungehemmten Wachstum, zahlreiche Geschäftsleute eröffneten Läden, Zechensiedlungen entstanden und die Einwohnerzahl stieg steil an. Das Wachstum wurde durch den Ausbruch des 1. Weltkrieges 1914 allerdings abrupt beendet und es folgten Jahre politischer Unruhe und wirtschaftlicher Not. Trotz der Industrialisierung werden heute noch 44,4% der Fläche landwirtschaftlich und gar 6,6% forstwirtschaftlich genutzt. Teile des Forstorts Emscherbruch, eines der bedeutendsten Waldgebiete im Ruhrgebiet, liegen in Resse.
Matthias Berghöfer hat sich auf Facebook ebenfalls zu der Wahlempfehlung für den Wahlausschuss auf starkes-schalke.de geäußert. Mit freundlicher Genehmigung von ihm veröffentlichen wir diesen Kommentar nun auch hier:
Wenn Stärke ohne Moral daher kommt, dann entsteht Unrecht. Und dann nennt man das auch eher „Gewalt“. Gerade beim Starken wirkt sich der Mangel an Charakter einerseits in erschreckendem Handeln aus und ist andererseits offensichtlich für jederman – außer erstaunlicherweise für den Charakterlosen selbst. Ich finde, das sieht man überall, nicht nur in der (Welt-)Politik. Das sieht man beim Stets-das-Gute-tuenden überall als Vorbild präsentierten Steuerhinterzieher ebenso wie beim Medienliebling an der Seitenlinie, der sein wahres Gesicht zeigt, wenn er sein Siegerimage nicht weiter zwanghaft weiterspielen kann, weil er gerade vor Wut vergeht. Das sieht man beim 100fach Meister, der keinerlei Problem in Wettbewerbsverzerrung erkennen kann und diese mit größter Chuzpe per geheimer Kirchdeals oder nach Titelgewinn abgeschenkter Punkte betreibt. Und das sieht man aktuell leider auch bei meinem Verein, der mich als Mitglied offenbar für saublöd und sowieso vollkommen irrelevant hält. Und bei allen diesen Schwachen, die Gewalt mit Stärke verwechseln, wird mit größter Selbstverständlichkeit davon geredet, wie moralisch und gut man doch sei und handle.
„Starkes Schalke“ wie FIFA und FC Bayern und wie sie alle heißen, die sich selbst in ihren Leitbildern und Slogans und Broschüren als das Edle und Gute präsentieren, aber im Handeln beweisen, dass sie gar nicht begriffen haben, was Stärke wirklich bedeutet. Von Edlem und Gutem ganz zu schweigen. Oder von Respekt. Respekt vor der Position, Respekt vor Menschen, Respekt vor Verantwortung. Respekt vor dem Verein und seinen Mitgliedern. „Starkes Schalke“ behauptet von sich, im Namen des gesamten Vorstands, des gesamten Aufsichtsrates und des gesamten Ehrenrates zu handeln. 19 Menschen, von denen jeder Einzelne beweisen kann, dass für ihn „Ehre“ und „Respekt“ und „Verein“ usw nicht nur Worthülsen sind. Beweist es, indem ihr Stellung bezieht zu der einseitigen „Berichterstattung“ und Parteinahme, die da heute auf eurer Webseite erschien. Beweist es, indem ihr allen Wahlausschusskandidaten den gleichen Respekt zollt und die gleiche Plattform bietet. Beweist Stärke!
Gut, dass Schalker nicht doof sind. Sonst müssten sie sich nämlich so richtig verarscht fühlen von dem, was die offizielle Vereinsseite “Starkes Schalke” sich da leistet.
“Starkes Schalke unterstützt Kandidatur von sechs Kandidaten für den Wahlausschuss” lesen wir da. Und die sind zufällig alle vom SFCV, der – nicht ganz so zufällig – Geld vom Verein bekommt, wie wir im “Sprachrohr” endlich auch offiziell lesen dürfen. Mal kurz zusammengefasst: Der Vorstand des FC Schalke 04, der von dem Aufsichtsrat bestimmt wird, dessen Kandidaten vom Wahlausschuss gesiebt werden, unterstützt also Kandidaten, die ihm genehm sind. Das ist schon recht plump, da fehlen einem eigentlich die Worte.
Leider fehlte wohl doch die Zeit, sich “ausführlich mit den Intentionen, Meinungen und Befähigungen der Kandidaten” zu beschäftigen, “um ein fundiertes Bild zu erhalten”. Mehr herausgekommen ist nicht als “Egal, ob langjährige Erfahrung – Eva-Maria Lewkowicz arbeitet bereits seit 12 Jahren im Wahlausschuss, darunter geraume Zeit auch als Vorsitzende des Gremiums – oder frischer Wind durch jemanden, der sich erstmalig engagieren will wie Richterin Kornelia Toporzysek: Das Herz schlägt bei allen blau-weiß.” Also, ob neu oder erfahren, auch egal, Hauptsache, linientreu, wenn man das zusammenfassen darf. Bei den anderen Kandidaten dürfte übrigens sicher auch das “Herz blau-weiß” schlagen. Mitglieder, deren Herz schwarzgelb schlägt, dürfte es kaum geben.
Wer sich mal wirklich eingehend mit den Kandidaten beschäftigen will, der kann das hier tun. Hier dürfen sich alle Kandidaten vorstellen. Nicht nur die, die der Vorstand gerne hätte.
Wir möchten euch an dieser Stelle noch einmal auf den Fragebogen für die Wahlausschuss-Kandidaten hinweisen. Dieser wurde bisher erfreulicher Weise schon sehr gut angenommen. Damit jeder die Möglichkeit hat und wir ein umfangreiches Bild über möglichst viele Kandidaten bekommen, hier noch einmal der Hinweis.
Den Fragebogen findet ihr hier: Fragebogen an Wahlausschuss-Kandidaten
Die Frist für den Fragebogen ist weiterhin der 18.04.
In der ersten Halbzeit des Spiels FC Schalke 04 gegen Eintracht Frankfurt spielten sich vor Südkurve und Gästeblock dramatische Szenen ab, als einer der Schalker Großfahnenträger zusammenbrach und von den offenbar von einer Fotografin alarmierten Notärztin, Mannschaftsarzt Rarreck und zahlreichen Sanitätern behandelt und reanimiert werden musste. Die Frankfurter Fans stellten daraufhin auf Anraten ihres Capos als Erstes jeglichen Support ein und setzen somit ein ganz klares Signal, dass es Wichtigeres gibt als Fußball und Rivalität. Nach einer Weile zog auch das übrige Stadion nach.
Ich möchte mich an dieser Stelle im Namen aller Schalker herzlich für diese Menschlichkeit und Anteilnahme bedanken! Ausgerechnet Ihr, die als Randalemeister verschrien seid, habt gezeigt, dass „getrennt in den Farben, vereint in der Sache“ keine Floskel ist.
Großer Sport, dass Ihr dann gemeinsam mit den Schalkern applaudiert habt, als der Fahnenträger nach erfolgreicher Behandlung stabil ins Krankenhaus gebracht werden konnte. Leider fand diese wunderbare Reaktion bei sky erst Beachtung, als der Reporter nach dem Spiel die extrem verhaltene Stimmung auf das schwache Spiel der ersten Halbzeit zurückführen wollte und von Jens Keller aufgeklärt werden musste.